Netzschkau/Greiz. Das ZDF hat sich das Vogtland als Kulisse für eine Serie zur besten Sendezeit ausgeguckt. Das sagt unser Redakteur zur neuen Serie.

Ohne jeden Zweifel, die Bilder des Vogtlandes, die diese sechsteilige Serie über eine Berliner Anwältin im Vogtland, sind an Opulenz kaum zu überbieten. Sattes Grün, das die ziegelrot leuchtende Göltzschtalbrücke einrahmt, blühende Wiesen, die plätschernde Göltzsch sind eine Form der Tourismuswerbung, die das Vogtland so vermutlich noch nie erlebt hat. Millionen Menschen können so einen Einblick in die Schönheiten von Natur und Bauwerken in der Vogtlandregion gewinnen und auch die Schauspieler zeigen Top-Leistungen. Hingegen haben die Macher eine doch ganz schön konstruierte Story gebastelt.

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Eine spröde und zerbrechlich wirkende Anwältin aus der Großstadt, die von ihrem Partner auch noch kurz vorm Antritt ihres Mandates für einen Windparkbetreiber im Vogtland böse vermöbelt wurde, ist schon ein Script, das ein wenig für Stirnrunzeln sorgt. Dass die junge Frau dann ausgerechnet in einem ziemlich altertümlich ausschauenden Haus am Fuße der Göltzschtalbrücke unterkommt, ist auch abstrus und vermittelt ein wenig den Eindruck, als würde man im Vogtland wohnungstechnisch in den 60er-Jahren festhängen – so mit Ölfarbsockel und Bauernschrank in der Küche. Doch das kann man getrost als fragwürdige Drehbuchideen abtun.

In manchen Dialogen im Film aus dem Vogtland wird es ganz schön platt

Schwieriger wird es aber bei einigen Dialogen, die in ihrer eher platten Form normalerweise noch nicht einmal einer Vorabendserie zu Ruhm gereichen. Beispiel gefällig? Als der örtliche Pastor, der den Kühen seines Vaters abends immer mal ein Ständchen auf der Trompete spielt, mit der Anwältin die Straße entlang läuft, erklärt ihr dieser, dass seine Trompete ja ein ganz besonders Instrument sei, das noch dazu im Vogtland produziert wurde – im „Musikwinkel“, wie der auf die Anwältin scharfe Geistliche betont. In der Form kam mir diese Tatsache zuletzt vor Jahren beim Besuch des Markneukirchener Musikinstrumentenmuseums unter. Das ist purer „Tourismus-PR-Sprech“ und der Tourismusverband hat sich vermutlich freudig auf die Schenkel geklopft, dass dieser Satz im Film gelandet ist.

Ziemlich absurd: Wenn die örtliche Kneipe zum Gerichtssaal wird

Ansonsten wird gesprächstechnisch jede Menge Klischee geboten. Da wird der „Dorfkrug“ (den man in Ketzels Mühle eingerichtet hat), quasi zum Gerichtssaal, wo der sexuell übergriffige Ehemann mal schnell an den alkoholgeschwängerten Pranger gestellt wird – und irgendwie findet das im Dorf niemand komisch. Ich komme ja auch aus einem Dorf, aber so etwas ist dermaßen abstrus, dass damit ein höchst merkwürdiges Bild der Vogtländer vermittelt wird. Alles in allem: Die Serie ist eine schöne Werbung für die Region, das Script aber hätte ein wenig mehr Tiefe und Qualität verdient. Da man die Serie bei Erfolg fortsetzen möchte, bestehen dafür ja gute Chancen.

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