Greiz. Tobias Schubert über die Bedeutung der Dualen Ausbildung für den ländlichen Raum

Ich kann mich schon seit einiger Zeit nicht mehr dem Eindruck erwehren, dass für manche Politiker in Erfurt Thüringen hinter der Autobahnausfahrt Jena aufhört und außerdem nicht die Städte für den Freistaat prägend sind, sondern der ländliche Raum. Ähnlich geht es mir nun wieder mit den neusten Plänen der Landesregierung zur Dualen Ausbildung.

Natürlich kann man das Bestreben nach einer Konzentration der Ausbildungsstandorte entlang der Autobahn verstehen. Es stärkt mehr oder weniger aufstrebende Orte wie Jena, Erfurt oder Weimar also die Thüringer Zentren. Es bekämpft den - wohlgemerkt hausgemachten - Lehrermangel, weil ein Lehrer nun mehr Auszubildende unterrichten kann.

Aber die Nachteile überwiegen. Allein schon für die Auszubildenden, um die es ja geht. Abgesehen davon, dass die Qualität der Lehre in größeren Klassen abnimmt, weil sich ein Lehrer nun einmal um mehr Lehrlinge kümmern muss. Es bedeutet für sie auch ständiges Pendeln zwischen Schule und Ausbildungsunternehmen, nicht jeder will oder kann sich eine Firma in den Städten suchen. Gerade in Greiz werden sich Auszubildende daher wohl eher in Richtung Sachsen orientieren. Das schadet wiederum den Unternehmen im ländlichen Raum, die es schon schwer genug haben, Nachwuchs zu finden.

Viel wichtiger wäre es in meinen Augen, etwa die Ursachen des Lehrermangels zu beseitigen, indem die Ausbildung und der Beruf wieder attraktiver werden. Dafür braucht es zum Beispiel eine Verkürzung der Zeit zwischen Studienabschluss und Jobantritt. Auch über Anreize muss man nachdenken, wenn sich ein Student beispielsweise trotz allem für eine kleine Schule entscheidet.

Wenn es dann noch der ländliche Raum attraktiver gemacht wird, dann braucht es auch keine Diskussionen um Mindestklassengrößen mehr.