Zeulenroda-Triebes. Ulli Kaden war Ehrengast beim Zeulenrodaer Boxertreffen. Den Besuchern erzählte er von seinen Kämpfen gegen Lewis und Stevenson.

Gerhard Eistel, einst für die BSG Aufbau Zeulenroda DDR-Juniorenmeister, brachte es auf den Punkt: „Der Ulli ist einer von uns. Einer ohne Allüren, ein feiner Kerl.“ Joachim Kapp hatte Ulli Kaden als Ehrengast eingeladen – und der Geraer ließ sich nicht lange bitten.

Wie Joachim Kapp hatte auch er sich auf das Boxertreffen vorbereitet, sechs dicke Alben aus seiner Zeit im Ring mitgebracht. „Es war ein sehr schöner Nachmittag“, sagt der 60-Jährige, der als Trainer beim BC Wismut Gera dem Boxen noch verbunden ist.

„Die Zeulenrodaer machen das gut, alles war gut vorbereitet. Sie waren aufgeschlossen und haben mich mit Fragen gelöchert.“ Aus der Deckung musste der frühere Schwergewichtler nicht. „Ich bin da locker, erzähle, wie es war.“ Ulli Kaden war in der großen Zeit des Amateurboxens zweimal Europameister und Weltcupsieger, er lieferte sich mit dem späteren Profi-Weltmeister Lennox Lewis spektakuläre Duelle. Und natürlich wusste er, dass er nach seinen Kämpfen mit Teofilo Stevenson gefragt wird. „Das kommt immer“, sagt er mit einem Schmunzeln. Noch immer im Gedächtnis vieler ist der Chemiepokal vor 37 Jahren.

Die Ringrichter ahndeten bei Stevenson einen Tiefschlag, erklärten Kaden zum Sieger. Zum „Dank“ schickte man den Geraer Kaden ins Bergwerk. „Ein sportlicher Ausgang des Kampfes wäre mir lieber gewesen“ , sagt er und hat die gellenden Pfiffe noch im Ohr, als das Urteil verkündet wurde.

„Aber es war ja nicht nur ein Tiefschlag, gleich mehrere. Wir haben uns das Kampfvideo mehrmals angesehen.“ Die Sport-Verantwortlichen in der DDR sahen es anders, zogen das Abbruchurteil gegen Stevenson ins Politische. Du hättest durchboxen müssen“, hieß es. Als Strafe für die vermeintliche Unsportlichkeit fand sich Wismut-Boxer Kaden Untertage wieder. Die Kumpels machten es ihm leicht, sie schützten ihren Boxer. Doch schnell stellte sich heraus, dass weit und breit kein starker Schwergewichtsboxer in Sicht war.

Der Strafversetzte ließ sich überreden, die Boxhandschuhe wieder zu schnüren. Und jetzt wissen auch die Zeulenrodaer Boxer wie es zuging. Und als Ulli Kaden sich bei jedem der Anwesenden per Handschlag verabschiedete, wussten sie – er ist einer von uns.