Triebes. Wie Seitenwagenbeifahrer Luca Schmidt dem Schleizer Dreieck entgegen fiebert. Es ist sein erstes Rennen in Deutschland.

Der Countdown läuft. Luca Schmidt zählt die Tage herunter. Am 2. Juli wird er 16 – endlich 16. Denn erst mit 16 darf er in Deutschland als Beifahrer in den Rennsport einsteigen. Wie passend, dass sein erster Auftritt im Seitenwagen auf deutschem Boden vom 12. bis 14. Juli auf dem Schleizer Dreieck über die Bühne gehen wird.

Sein erstes Rennen in der Internationalen Sidecar Trophy ist es aber nicht, mit dem Erzgebirger Detlef Rößler startete er als Seitenwagenbeifahrer bereits im Ausland, fuhr schon die ersten Podestplätze ein.

„Das ist ein herrlicher Sport“, schwärmt er. Das Gewusel im Fahrerlager, die Herzlichkeit, mit der der Junge aus Triebes aufgenommen wurde, das ganze Drumherum, faszinieren ihn. Ehrgeizig ist er, immer verbessern will er sich, das Rennfieber hat ihn gepackt. Und als seinem Piloten beim Rennen der Gummigriff zerflog, er mit dem Handschuh nicht mehr Gas geben konnte, anhalten musste und den Handschuh ausziehen musste, es am Ende nur zu Platz vier reichte, da fuhr er fast aus der Haut. „Ja, da muss ich noch ruhiger werden, zumal Detlef Rößler gar nichts dafür konnte“, sagt er. In der Sidecar-Szene ist man auf den Ostthüringer längst aufmerksam geworden, es gebe bereits ein Angebot, in der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) zu fahren, darüber rangiert dann nur noch die Seitenwagen-WM. Und einen großen Traum hat er auch noch. Einmal an der TT Isle of Man starten. Doch da sei noch nicht das letzte Wort gesprochen, wirft Monja Schmidt ein, die ihren Sohn mehr oder weniger per Zufall zum Rennsport brachte. Wie so viele spielte der Sohnemann Fußball und Monja Schmidt war schon im Motorsport unterwegs, kümmert sich um Werbung und Marketing der Seitenwagenfahrer, entwarf T-Shirts.

Und eines Tages nahm sie ihren Sohn mit zum Lausitzring, das ist fünf Jahre her und diese Tag änderte alles im Leben der Familie. Luca durfte sich in den Seitenwagen von Dieter Eilers setzen und mit ihm eine Runde im Fahrerlager drehen. „Ich war sofort begeistert, wusste, dass ich das machen will“, sagt Luca.

Seither fuhren die Schmidts so oft es geht zu den Seitenwagenrennen. Luca fotografiert, schaut den Mechanikern im Fahrerlager über die Schultern und kam mit den Jungs ins Gespräch, beobachtete von der Tribüne aus den Rennverlauf. Der mehrfache Meister Markus Schlosser und Beifahrer Jens Lehnertz kümmern sich um den Jungen. Talentierter und engagierter Nachwuchs ist immer willkommen. So lernt Luca das Einmaleins des Beiwagensport von Profis – nicht mit Geld zu bezahlen.

Wo immer es geht, versucht er zu trainieren, Rennen zu fahren. Dreimal schon war er in Holland auf dem Opstapdag, dem Ausprobier- und Schnuppertag der Dutch Sidecar Racing Association. Als Beifahrer hast du gut zu tun, sagt er. Anders als der Sozius auf einer Solomaschine oder der Anschieber im Zweierbob legt er sich nicht nur mit in die Kurve, sondern gleicht auch die Fliehkräfte aus. „Ich bin das Gewicht, ich sorge dafür, dass wir nicht kippen, dass wir immer genug Grip haben.“

Bis zu 230 Stundenkilometer schnell ist die LCR-Honda. „Das ist Adrenalin pur.“ Und nun kommt das Heimrennen auf dem Schleizer Dreieck. Für diesen Renneinsatz schult er mit ganz speziellen Übungen seine Athletik, holt sich die nötige Puste auf dem Fahrrad. „Das Schleizer Dreieck hat es in sich, es geht fast immer links herum, da brauchst du Kraft, sehr viel Kraft. Ich will ja nicht abfliegen.“ Dass er hofft, mit seinem Fahrer Detlef Rößler beim Heimrennen aufs Podest zu kommen, verhehlt er nicht. Mit dem Beierfelder wird er in jedem Fall, auch dank der Unterstützung von „Auto und Transport Georgi“ aus Triptis, die Saison in der Internationalen Sidecar Trophy zu Ende fahren – und dann wird man sehen.

Vielleicht sei es gar nicht so eine schlechte Idee, noch eine Saison in der „Trophy“ zu fahren, Erfahrungen zu sammeln. „Wir werden einen Weg finden“, sagt Monja Schmidt.

Eins ist klar, im Leben der Schmidts wird sich fast alles um den Rennsport drehen. Die Gespannfahrer seien eine große Familie, sagt sie, wo es nur im Rennen Konkurrenz gibt. „Und wenn einer ein technisches Problem hat, dann sind alle zur Stelle und helfen. Wo hat man das denn sonst noch.“