Greiz. Drei Kooperationspartner entwickelten Verfahren, um Einwegbecher wiederverwendbar zu machen. In Greiz werden Millionen investiert. Ziel ist die Herstellung hochwertigen Druckpapiers.

Einwegbecher stehen immer wieder stark in der Kritik, da sie Berge von Müll produzieren, der nicht recycelt werden kann, sondern verbrannt werden muss. Laut des Bundesamtes Umwelt verbrauchen die Deutschen jährlich rund 2,8 Milliarden von ihnen. 60 Prozent davon sind kunststoffbeschichtete Papierbecher.

Drei Kooperationspartner aus Deutschland, darunter die zur Koehler Paper Group gehörende Papierfabrik in Greiz, haben sich dieses Problems angenommen und eine Lösung entwickelt, mit der aus diesen Bechern ein hochwertiges Druckpapier hergestellt wird, anstatt dass sie im Müll landen. Mit an Bord für das Pilotprojekt ist auch die Fast-Food-Kette McDonald's.

Die Idee für das Vorhaben, das nun unter dem Namen Coffee Cup Paper – also Kaffeebecherpapier – firmiert, stammt ursprünglich aus der Abteilung Druck- und Medientechnik der Creart-Werbeproduktion aus Fulda. „Wir haben einen Weg gesucht, wie wir Ressourcen, die eigentlich Müll sind, wiederverwerten können“, sagt Ideengeber und Prokurist Torsten Gröger von Creart.

Neues, bisher einmaliges Verfahren

Doch allein mit der Idee war es nicht getan. Es brauchte nicht nur einen Partner, der die Produktion und die Entwicklung übernehmen konnte – diesen Part übernahm die Papierfabrik Greiz – sondern auch einen, der sich um die logistischen Fragen kümmern konnte. Schließlich müssen die Becher in den Filialen der Fast-Food-Kette oder in Zentrallagern eingesammelt, nach Greiz transportiert und danach das Papier wieder deutschlandweit verteilt werden. Da kam die Igepa Großhandels GmbH um Geschäftsführer Wolfgang Suerbaum ins Spiel, die diese Aufgabe mit ihren 19 Standorten in Deutschland übernahm.

Rund sieben Millionen Euro in Greiz investiert

Beim neuen, bisher einmaligen Verfahren, das nach Laborstudien in Greiz entwickelt wurde, wird die Plastik im Becher vom Papier getrennt, dieses in seine Fasern zerlegt, die zudem gesäubert und von allen Rückständen befreit werden. Zusammen mit Altpapier – das Verhältnis liegt bei rund 25 Prozent alten Bechern und 75 Prozent Altpapier – wird daraus nun ein hochwertiges Druckpapier hergestellt, das wiederum ebenfalls noch mindestens sechsmal recycelbar ist.

90 bis 95 Prozent der Fasern sollen zurückgewonnen werden

So sei es möglich, 90 bis 95 Prozent der Fasern zurückzugewinnen, erklärt Ulrich Mallon, Leiter Technologie und Qualitätssicherung bei Koehler Greiz. Zudem könne man durch die aufwändig gesäuberten Fasern alle Anforderungen der Umweltgütesiegel Euroblume und Blauer Engel erfüllen. Einher geht das in Greiz mit millionenschweren Investitionen in den Standort, die nicht nur das Coffee Cup Paper betreffen. Um die gesamte Produktion über die nächsten Jahre nachhaltiger zu gestalten, werden in 2020/2021 insgesamt rund sieben Millionen Euro in das Werk gesteckt, sagt Geschäftsführer Udo Hollbach.

Bisher 20 Tonnen Papier produziert

Das Modellprojekt war bereits erfolgreich. 20 Tonnen Papier wurden produziert, auf denen McDonald's seinen Nachhaltigkeitsbericht druckte, den das Unternehmen im Dezember in einer Auflage von 350.000 Stück an seine Kunden verteilte. Nun hofft man, dass sich europa- oder weltweit noch mehr Systemgastronomen anschließen und deren Restaurants wieder öffnen, damit die nötigen Becher zusammenkommen. Erste Anfragen auch von anderen Fast-Food-Ketten habe es bereits im Dezember gegeben, freut sich Suerbaum.