Zeulenroda-Triebes/Greiz. Unternehmer der Region sehen den zusätzlichen freien Tag überwiegend als Kostenfaktor

Die Kosten laufen weiter, die Produktion steht und alles nur, „damit die Eltern mit ihren Kindern mal in den Zoo fahren können“, sagt Thomas Brückner von der Metallgießerei Brückner in Zeulenroda-Triebes. Dabei sieht er den für Thüringen neuen Feiertag am morgigen Weltkindertag aus purer Unternehmersicht. Schließlich, so meint er, sehen auch die Angestellten den zusätzlichen freien Tag nicht als Zugewinn.

Freude über Feiertag durch Kosten geschmälert

„Ich freue mich auf jeden Feiertag für die Angestellten“, so Rainer Roth, Geschäftsführer der Firma Werkzeugbau in Wöhlsdorf. Doch kostet dieser zusätzliche Feiertag, der auf Initiative der Landesregierung Thüringen eingeführt wurde, den Unternehmer enorm viel Geld. Die Firma arbeitet im rollenden Schichtbetrieb. Bei einem Feiertag muss jede einzelne Maschine des Maschinenparks in den Ruhestand gefahren werden. Das dauert einen halben Tag, ebenso wie das Hochfahren, erklärt Rainer Roth.

Holger Hübschmann, Geschäftsführer vom Lacos Computerservice in Zeulenroda-Triebes, zweifelt an der Notwendigkeit dieses Feiertages. „Der ist überflüssig. Wenn die Landesregierung unbedingt einen neuen Feiertag deklarieren wollte, warum greift man da nicht auf den Buß- und Bettag zurück?“, fragt er. Dieser wurde vor Jahren eingespart und das, obwohl die angrenzenden Länder ihn als Feiertag haben. Was für diejenigen, die nicht in dessen Genuss kommen, zusätzliche Aufwendungen bedeuten würde, erklärt Hübschmann. Er denkt dabei an die Kurierfahrer. Auch die Firma hat zusätzliche Ausgaben durch den Feiertag am Weltkindertag, denn die fehlende Zeit müsste dann wieder aufgeholt werden, so Hübschmann.

Für Andreas Voigt, Werkleiter des Greizer Nouryon-Chemiewerkes (ehemals Akzo Nobel), ist der neue Feiertag kein großes Problem. Die Produktion gehe durch, man müsse sich nur darauf einstellen und es organisieren, vor allem, weil vielen Zulieferern der Feiertag noch unbekannt sei. Die Mitarbeiter bekämen ganz normalen Feiertagszuschlag, sonst gebe es keine großen Umstellungen. Einzig für Dinge wie die Instandhaltung gebe es ein kleines Problem, da die Woche eben einen Tag kürzer sei, aber das sei nicht weltbewegend.

Greizer Unternehmer spricht von Wahlgeschenk

Der Greizer Blechtech-Geschäftsführer Jens Geißler steht dem neuen Feiertag kritisch gegenüber. „Ich gönne es meinen Mitarbeitern, aber für Firmen birgt der eilig ins Leben gerufene Feiertag einige Probleme.“ Sein Unternehmen ist auf Transportfirmen anderer Bundesländer angewiesen, die Teile ins Ausland liefern. Viele dieser Unternehmen wüssten nichts vom neuen Feiertag in Thüringen. So werden Transporttermine ausgemacht, die aufgrund des Feiertages verschoben werden müssten. Das ziehe weitere Terminverschiebungen nach sich, die enorme Kosten verursachten, erklärt Jens Geißler. „Da wird einfach so ein Feiertag ins Leben gerufen, aber wer den bezahlt, davon reden die Politiker nicht. Da kann man schon von Wahlgeschenk sprechen, das die Unternehmer bezahlen müssen“, sagt er.

Außerdem bemängelt der Geschäftsführer die Kommunikation über solche Änderungen an andere Bundesländer. Das verschlimmere die Sache noch. Denn nichtthüringische Unternehmen wissen einfach nichts von dem freien Tag und könnten somit ihre Planung nicht danach richten. Dazu kommt, dass er als Thüringer Unternehmen auch mit ausländischen Produzenten konkurrieren müsse. Wenn dann solche ungeplanten Kosten dazukommen, wird es schwierig. „Früher ist der Fürst mit dem Zehnten ausgekommen, heute zahlen wir fast 50 Prozent Abgaben, wenn man alle Kosten mit einbezieht.“

Steffen Meinhardt, Inhaber der Dachdeckerfirma Hammer und Brücke aus Greiz, ist in seiner Meinung zum neuen Feiertag zwiegespalten. „Uns als Firma bringt der Tag gar nichts, im Gegenteil. Er verursacht Kosten.“ Denn seine Mitarbeiter müsse er für diesen Tag voll bezahlen.

Andererseits findet er, dass es „für Familien eine gute Sache“ ist. Kinder würden sich über den zusätzlich freien Tag sicher freuen. Manche seiner Mitarbeiter sind regelrecht überrascht gewesen, als sie erfahren haben, dass sie am Freitag frei haben, erzählt Steffen Meinhardt. „Begeistert bin ich nicht, aber unsere Firma wird es nicht in den Ruin stürzen“, lautet sein Fazit.

Gastronomin Beate Degelmann, die das Restaurant Tivoli in Greiz betreibt, sieht den Feiertag durchweg positiv. „Ich denke dabei vor allem an die Familien.“ Anlässlich des Weltkindertages könnten Eltern mit ihren Kindern Zeit verbringen und den Tag genießen. „Da hat man mal Zeit für die Kinder“, sagt sie. Das sei so wertvoll in dieser von Stress und Hektik geprägten Welt. Beate Degelmann spricht der Regierung dafür ein Lob aus.

Für Freitag rechnet sie mit mehr Gästen als sonst. Den Feiertag würden sicher viele nutzen, um zu wandern oder Ausflüge zu machen. Aber das stünde bei ihrer Einschätzung eher im Hintergrund.