Greiz. Ringer-Bundesliga: Der RSV Rotation Greiz besiegt im ersten Saisonkampf vor 1027 Zuschauern Erzgebirge Aue mit 18:8

Björn Schöniger schnappte sich das Mikrofon und grinste: „Im Vorjahr dauerte die Pressekonferenz aber nicht so lange. Liegt vielleicht auch daran, dass wir da gewonnen hatten.“ 15:12 hieß es damals für den FC Erzgebirge Aue. Mit 8:18 verloren die Erzgebirger am Sonnabend zum Auftakt der Ringer-Bundesliga in Greiz. Dass sich der Auer Coach zu Wort meldete, lag wohl aber auch daran, dass Tino Hempel nicht zu bremsen war. Aufgedreht, ja fast euphorisch, beschrieb der Greizer Trainer die Leistung seiner Staffel. Verständlich, die Unsicherheit war da, weil die Greizer nicht in der stärksten Besetzung antreten konnten. Ein Sieg im ersten Kampf stellt die Weichen, macht die Saison ein ganzes Stück leichter. „Es war ein Spektakel. Ein großer Kampf. Klasse, was wir alle gemeinsam auf die Beine gestellt haben“, rief der Greizer Trainer ins Mikro. Sieben der zehn Kämpfe gingen unter dem Jubel der 1027 Zuschauer an den RSV Rotation. Schwergewichtler Alin Alexuc-Ciurariu, EM-Dritter 2019, eröffnete den Abend mit einem 7:3-Punktsieg, Alexander Grebensikow schulterte seinen Gegner in der ersten Runde. Mateusz Wolny gewann bei seinem Debüt im Greizer Trikot 6:0. Der Greco-Spezialist war schon in der vergangenen Saison verpflichtet worden, fiel aber wegen einer Verletzung komplett aus. Der Moldawier Igor Besleaga – einer der Neuzugänge – zeigte saubere Überwürfe beim vorzeitigen Sieg.

Auch Sebastian Wendel, der einzige an diesem Abend aufgebotene Ringer, der auch in Greiz geboren wurde, holte sich einen Punktsieg. Eigentlich sollte im Limit bis 98 Kilogramm ­Magomedgadji Nurov kämpfen, doch der Freistilringer hatte sich als WM-Dritter für Olympia 2020 qualifiziert und kam am Wochenende einer Einladung nach Skopje nach.

Das Thema Tokio hat auch Martin Obst noch nicht abgeschrieben. Der EM-Zweite 2018 strebt einen Einsatz beim Olympia-Qualiturnier an. Gegen Franco Büttner tat sich der 32-Jährige bei seinem 6:0-Sieg vor allem in der ersten Runde schwer. „Wir trainieren seit über zehn Jahren in Luckenwalde zusammen. Wenn ich rucke oder zucke, dann weiß er, was ich vorhabe. Das macht es zäh.“

Mit seinem Punktsieg machte Daniel Sartakov den Greizer Mannschaftserfolg schon im vorletzten Kampf perfekt. „Das war eine Achterbahn der Gefühle für mich. 20 Sekunden vor Schluss lag ich zurück, hab eine Wertung abgeben müssen. Dann kannst du nicht nachdenken, du musst den Kampf fühlen – und versuchen, den Gegner noch einmal zu packen.“ Es gelang. Sieg durch die letzte Wertung beim 4:4-Endstand und Jubel auf den Rängen. Und was blieb dem glücklichen Coach am Ende des Tages? Er gab den ­Auern eine Kiste Greizer Bier mit auf den Nachhauseweg. „Da sind nur gute Sachen drin. Da kommt ihr schnell wieder zu Kräften“, sagte er schelmisch.