Greiz. Baumaßnahmen am Haus Nummer 8 halten an. Attraktive Nutzung für Jedermann angestrebt

Eine Party feiern im fürstlichen Ambiente, prunkvoll und modern zugleich, mit einer einzigartigen Aussicht vom Plateau auf das malerische Stadtbild von Greiz. Es klingt ein bisschen wie eine übertriebene Zeitungsannonce oder der Inhalt eines Werbeflyers. Doch geht es nach den Mitarbeitern der Greizer Stadtplanung, soll genau so die ­Attraktivität auf dem Oberen Schloss erhöht werden.

Das Greizer Wahrzeichen mit einem allumfassenden Panoramablick über die Residenzstadt biete enormes Potenzial, habe so viele Möglichkeiten. Dies ist zumindest die Ansicht von Städtebauförderer Matthias Hamann. Der Architekt ist sozusagen der Schlossgeist, hat sein Büro ­direkt vor Ort. Angesprochen auf die Zukunft des um 1180 erstmals erwähnten Gebäudes habe er eine Menge Ideen. Vorstellungen, die über den reinen Museumsbetrieb hinausgehen und dennoch die lang anhaltende Geschichte des Schlosses in das passende Licht rücken. Eine Geschichte, die durch alle großen Kunstepochen führt.

Gerüste müssen wieder abgebaut werden

­Romantik, Gotik, Renaissance, Barock. Alle großen Bauformen sind zu finden. „Einmalige Überbleibsel der Vergangenheit“, sagt Matthias Hamann während eines Rundgangs, bei dem sich auch der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Tischner und der Greizer Bürgermeister ­Andreas Schulze (parteilos) ein Bild von den Baumaßnahmen machen. Erst nach einer Sanierung in den neunziger Jahren sei das Schloss in vollem Umfang für die Öffentlichkeit zugänglich geworden. Davor wurden die Räume als Verwaltungssitz der Fürstenlinie genutzt. Zudem entstanden viele kleinere Wohnungen, die teilweise noch heute existieren. „Hier wurde sich viele Jahre lang wenig gekümmert, Stück für Stück entstand ein ­Reparaturstau, dem wir uns heute gegenübersehen“, sagt der Städtebauförderer.

An einer breiten Erschließung für den Tourismus fehle es seitdem. Die Idee eines kleinen Cafés für Besucher schlug nicht ein, vielmehr müsse man nach Ansicht von Matthias Hamann neben dem laufenden Museumsbetrieb auf größere Veranstaltungen setzen.

Eine entsprechende Gesamtkonzeption zur weiteren Nutzung sei nötig, ­diverse Denkmalschutzmaßnahmen oder eine Aufnahme in die Mitteldeutsche Schlösserstiftung würden auf der Hand liegen.

Doch wie so häufig sind Vorstellung und Umsetzung verbunden mit einem finanziellen Strick. Und dieser sei aktuell arg gespannt, bestätigt Alexander Schulze. „Für dieses Jahr gibt es keine Mittel mehr, die wir ausschöpfen können.“ Also müssen teure Gerüste demnächst abgebaut werden, ohne dass die Arbeiten fertiggestellt werden konnten.

Dabei seien die nächsten Ziele klar. Außenfassade und Innenhof rund um Haus Nummer 8 sollen binnen der nächsten zwei Jahre fertig saniert werden. Zu Beginn der Baumaßnahmen 2011 war noch von sieben Jahren Gesamtzeit die Rede. Insgesamt sieben Millionen Euro sollten hierfür investiert werden.

Doch das vorhandene Geld war zu wenig, bis heute sind drei Millionen Euro offen, der Plan konnte nicht eingehalten werden. „Wir hoffen, bei allen Arbeiten am Haus 8 bis 2024 einen Abschluss zu finden. Bis dahin werden wir alle weiteren, möglichen Mittel und Förderungen beantragen. Arbeiten an Statik und Fassade sind unglaublich umfangreich und teuer. Wir werden daher weiterhin kleine Brötchen backen müssen“, sagt Schulze.

Auch er sieht auf den verschiedenen Etagen mit tollen Sälen, Stuckdecken und Freiflächen einen idealen Ort für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Kongresse. Mögliche Sonderausstellungen fänden hier innerhalb der alten Raumstrukturen ebenso ein passendes Ambiente. Schon jetzt sei die Sanierung darauf ausgerichtet. Auch Möglichkeiten für Übernachtungen beziehungsweise einer kleinen Pension werden geprüft.

Das Stadtoberhaupt gibt zu, bei manchen Fördermittelanträgen nicht „aggressiv genug“ agiert zu haben. „Fenster und Fahrstuhl hatten wir im Antrag mit drin, die Fassadenerrichtung nicht. Dieses Geld fehlt jetzt ­natürlich, um das Gerüst nicht erneut aufbauen zu müssen.“

Auf den Aufzug angesprochen, wird von geplanten ­Andockstellen berichtet. Konkretes sei ­allerdings noch nicht spruchreif. Gut vorangeschritten sind dafür die Arbeiten im künftigen Archiv.

Papiere, Textilien oder Waffen sollen hier bereits im kommenden Jahr Einzug halten können. Im Laufe der letzten Jahre wurden nach Angaben von Matthias Hamann bereits über 20 Millionen Euro investiert – für Dächer, Torhaus, das Hauptgebäude oder den Pferdestall. Erst vor Kurzem wurde ein Zugang für Touristen und Rettungswagen als Maßnahme des Kulturwegs der Vögte geschaffen, da die Hauptzufahrtsstraße praktisch nicht bebaubar ist.

Doch wirkt es ein wenig wie in der Sage von Sisyphos. Es gebe zu wenige Zuwendungen für zu viele Objekte. Immer wieder kommen außerdem neue Schätze und Entdeckungen zum Vorschein, wie ein verschütteter Brunnen, zu dessen Nutzung ebenfalls überlegt wird.

Stadt und Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten haben eine große Aufgabe vor sich mit Blick auf das Obere Schloss. Vom Schloss hinab blickt weiterhin Schlossgeist Matthias Hamann. Seine Lebensaufgabe, dieses Monument der Greizer Bauarchitektur in die Moderne zu führen, gehe weiter.

Ob er sich dafür auch die Unsterblichkeit eines Geistes wünscht, bleibt sein Geheimnis.