Mylau. Die Vogtland-Philharmonie zeigt in Mylau ihr ganzes Können.
Bei allen Erfolgen im In- und Ausland: Zentrum der Arbeit der Vogtland-Philharmonie bleibt die Heimatregion. Nun trat man in der Mylauer Stadtkirche einmal mehr einen eindrucksvollen Beweis mit Giuseppe Verdis „Missa da Requiem“ an.
In Mylau war eine Aufführung zu erleben, die die ganze Kunst und Vielschichtigkeit dieser Musik widerspiegelte. Einerseits hielt sich Verdi an den Text der katholischen Totenklage; andererseits war das Requiem dem Andenken Alessandro Manzonis gewidmet, eines Dichters, den der Musiker wegen seiner Charakterstärke und Aufrichtigkeit tief verehrte. So geht es nicht allein um die letzten Fragen; es geht auch um Politik, um Protest gegen ein in Korruption und Lüge versinkendes Italien.
Es gab wunderbar leise Töne und Wegstrecken, wo die Zeit stehen zu bleiben schien, und es gab Passagen des kompromisslosen Gegeneinanders, des Aufschreis und Aufbegehrens, wo mit Bedacht Grenzen überschritten wurden. Chefdirigent Dorian Keilhack stand für exzellente Werkkenntnis, Übersicht, Fingerspitzengefühl und für eine angemessene Furchtlosigkeit. Das Orchester war den weit über das Normale hinausgehenden Aufgaben souverän gewachsen, wartete mit erlesenen kammermusikalischen Qualitäten wie einer mitreißenden Dynamik auf. Die namhaften, mit 37 Frauen und 34 Männern antretenden Münchner Arcis-Vocalisten bestachen durch eine fein differenzierte Klangkultur und entfalteten an den dramatischen Höhepunkten Orkanstärke. Das Solistenquartett mit Susanne Winter (Sopran), Anna Werle (Mezzosopran), Roman Payer (Tenor) und Thomas Gropper (Bass und Leiter der Arcis-Vocalisten) fand trotz unterschiedlicher Stimmprägungen und Gestaltungsansätze zu Harmonie und Einheit zusammen.