Zeulenroda-Triebes/Greiz. Seit dem Wegfall des Rabattgesetzes dürfen Kunden ganzjährig auf Prozente hoffen. Einen reinen Sommerschlussverkauf gibt es nicht mehr

In den Schaufenstern sind sie wieder überall zu sehen. Schriftzüge mit großen auffälligen Buchstaben, die Sommerschlussverkauf schreien. Wer dann aufs Thermometer schaut, der kann zwar nur schwer glauben, dass der Sommer jetzt schon mit uns Schluss machen will. Doch die letzte Juliwoche leitet nun mal traditionell den Saisonschlussverkauf im Sommer ein.

Seit einer Gesetzesänderung vor 15 Jahren haben diese Ausverkäufe zwar an Exklusivität verloren – solche Rabattaktionen sind seitdem immer möglich – doch in den Köpfen der Menschen ist das jährliche Ritual fest zementiert. Wir haben daher bei den Einzelhändlern in Zeulenroda-Triebes und Greiz nachgefragt, ob die Hitze den Schlussverkauf derzeit ankurbelt oder die Läden eher leer bleiben. Und wir wollen wissen, was vom großen Ansturm auf die Schnäppchen heute noch übrig ist.

Ende Juli will keiner mehr vollen Preis zahlen

Entlang der Greizer Brückenstraße, einer lebhaften Einkaufspassage mit kleinen, individuellen ­Geschäften und Boutiquen, sehen es die Ladeninhaber ­gemischt. Susan Herrmann ­könne als Verkäuferin im Modeladen Zeitsprung in der Tat eine erhöhte Nachfrage der Kundschaft verzeichnen. „Die Menschen wollen Ende Juli häufig keine kurze Hose mehr zum ­vollen Preis kaufen“, sagt sie. Deswegen werden in Absprache mit der Geschäftsleitung Rabatte auf ­bestimmte Teile angeboten. Dies können von 20 Prozent auf Kleider bis zu 50 Prozent auf spezielle Einzelstücke sein. Das Kaufverhalten hänge immer auch vom Wetter, den Geschmäckern und dem Eintreffen der Herbstkollektion ab.

Manuela Hafenrichter vom Modegeschäft Relaks – Jeans and more in Zeulenroda-Triebes ist mit dem bisherigen Absatz in diesem Sommer sehr zufrieden. Egal, ob Kleider oder Shorts. Die Hitzeperioden hätten viele Kunden dazu gebracht, sich neue Sommerkleidung zuzulegen. „Nur gerade ist es etwas still, da Ferien sind und viele Menschen im Urlaub weilen“, sagt sie. Seit ein paar Tagen wirbt sie daher im Schaufenster mit dem Slogan Schlussverkauf.

Schnäppchen seien das ganze Jahr über gefragt

Auch wenn der Sommer für sie noch lange nicht beendet sei und sie gerade noch einmal frische Sommerware bestellt habe. „Die Leute erwarten aber einfach, dass es einen Schlussverkauf gibt“, sagt sie.

Auch im Wäschetraum Charmant in Greiz werden Angebote und Rabatte verlangt, sagt Inhaberin Carina Geißler. Schließlich freue sich jeder über ein Schnäppchen. Aktive Werbung für einen Sommerschlussverkauf schalten sie und ihre Mitarbeiterin allerdings nicht. „Unsere Wäsche ist keine typische Saisonware, sondern Jahressortiment. Auf bestimmte Einzelstücke bekommen unsere vielen Stammkunden das ganze Jahr über Rabatte“, sagt die Chefin. Sie persönlich sei keine Befürworterin vom Wegfall des Rabattgesetzes. Früher hätten sich die Käufer auf ein paar bestimmte Wochen im Jahr eingestellt, in denen sie auf Schnäppchenjagd gehen konnten. Mittlerweile seien Einzelhändler durch immer größere Konkurrenz großer Ketten und dem Internethandel beinahe gezwungen, ganzjährlich an den Preisen zu drehen. Diese Entwicklung bereite ihr Sorge.

Ähnlich sehe es Silvia Biering vom Modeladen Italo-Fashion/Natur pur. Zwar würden Kunden das spezielle Angebot im ­Laden ganzjährig gut annehmen, ohne Rabattaktionen käme man aber auch hier nicht aus. „Wir haben deshalb immer Sonderständer mit reduzierter Ware. Außerdem geben wir Prozente auf Ware, wenn Platz ­geschaffen werden muss für die neue Kollektion“, sagt die Inhaberin. Sie und viele andere ­Geschäfte werden ihre neuen Angebote zur Shopping- und Erlebnisnacht „Sekt in the city“ am 6. September präsentieren. Dass die Leute ihnen die Räume ­bereits davor während der heißen Sommerschlussverkaufs-Phase einrennen, könne niemand glauben.

In manchen Sparten sei es schlicht unüblich, im Sommer um Schnäppchen zu feilschen, in Blumenläden zum Beispiel oder auch in der Parfümerie ­Aurel am Eingang der Kinopassage. Hier gebe es das ganze Jahr über Aktionen oder Rabatte für Stammkunden – einen richtigen Schlussverkauf dafür aber nicht, wenngleich zu dieser Jahreszeit die Nachfrage zu frischen Sommerdüften erfahrungsgemäß steigt. Übrigens kann auch in der Eisdiele nebenan durchaus ­gespart werden. Man muss einfach nur ein paar Kugeln mehr ordern, dann lockt ein kleiner Mengenrabatt. Bei diesem Wetter durchaus vorstellbar.

Im City Center in Zeulenroda-Triebes locken ganz klassisch die Schaufenster und Aufsteller der Mode- und Schuhgeschäfte mit Preisnachlässen. 50 Prozent Rabatt verspricht ein Schild über dem Kleiderständer vor der Modeboutique Fiedler. „Wir sind mit dem Sommerschlussverkauf bisher sehr zufrieden“, sagt Verkäuferin Ines Wischnewski. Die Übergangsware für den Herbst stehe deshalb auch schon in den Startlöchern, trotz der angekündigten Hitzewelle. Das Lager werde nun zum „Wohle des Kunden“ geräumt. Neue Kollektionen seien in der Modebranche nämlich ein Muss, um die Kunden nicht zu langweilen. Das schöne Wetter hätte in den vergangenen ­Wochen vor allem den Absatz von Sommerkleidern gepuscht.

Mechthild Schinnerling streift gerade an den Kleiderständern entlang. „Ich kaufe eigentlich nur dann etwas Neues, wenn ich die Sachen brauche und lasse mich nicht von Rabattaktionen verführen“, sagt sie. Doch wenn sie jetzt ein Schnäppchen mache könne, sei sie darum natürlich nicht böse. Früher, als die Kinder noch im Haus waren, sei dies etwas anderes gewesen. Doch heute hätten die Schlussverkäufe etwas an Bedeutung verloren, da man ständig mit Aktionspreisen in die Läden gelockt werde.

Seit 2004 frei

Der Schlussverkauf ist eine Sonderaktion des Handels, um das Warenlager zu räumen.

Mit der Novellierung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) im Jahr 2004 lockerte der Gesetzgeber die strengen Regeln für den Winterschluss- und den Sommerschlussverkauf in Deutschland.

Bis dahin durften die Abverkäufe für saisonabhängige Waren wie Bekleidung und Schuhe nur an 12 Tagen im Sommer und Winter durchgeführt werden.

Vor allem der Textil- und Bekleidungshandel führt diese Tradition allerdings bis heute fort.

In Europa unterscheiden sich die Schlussverkaufszeiten und Regelungen. In Frankreich, Spanien und Italien gibt es ­weiterhin fest vorgeschriebene Zeiten für Schlussverkäufe.