Jena. Rezension Eine Pianistin in Hochform

Das Volkshaus war ausverkauft. Die Jenaer Musikfreunde ahnten, dass mit dem Programm des 1. Freitagskonzertes etwas Besonderes mit Rhapsodien von Komponisten aus vier Ländern geboten wird.

Als zu Beginn Simon Gaudenz den Taktstock zur Rumänischen Rhapsodie op. 11 Nr. a A-Dur von George Enescu hob, gewahrte man bereits etwas vom typischen Ablauf dieses Genres aus einer Mischung von Folklore, Variationen und sich sammelnder Festfreude. Erst recht bei der Wiedergabe der Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43, zugleich erster Auftritt von Lise de la Salle am Flügel, in dieser Spielzeit „Artist in Residenze“.

Der Ablauf ist kaum mit Worten zu beschreiben: von den Streichern intoniert und wechselvollem Geschehen in den Tempi, ein pianistisches Feuerwerk, aber auch voll höchst besinnlicher Momente einschließlich klanglichem Glanz quer durch alle Stimmen im Orchesters – dies war der erste Höhepunkt des Abends, der für Gesprächsstoff in der Pause sorgte. Danach gab es eine Premiere: das Kennenlernen von Charles Villiers Stanford, dessen Irish Rhapsody Nr. 1 op. 78 d-Moll nach feierlichem Auftakt besondere Aufmerksamkeit in einer Art Intermezzo mit zwei Harfen auslöste, volksliedhaft betont, von landschaftlich wundervollem Schluss geprägt. Doch was dann am Ende mit der Wiedergabe von Gershwins berühmt gewordener „Rhapsody in blue“ erfolgte, war ein Ereignis der ungewöhnlichen Art. Man meint das Werk zu kennen, aber wie Lise de la Salle den Solopart höchst virtuos und mit ausdrucksstarken Details zelebrierte zu einem genau reagierenden Orchester unter Leitung von Gaudenz – das war Musiktheater höchster Perfektion. Eine gelungene Premiere für die Pianistin, die Neugier auf ihre weiteren Auftritte in Jena weckt.

Doch damit nicht genug: Am Ende erklang als Zugabe ein selten zu erlebendes Stück von Ravel – zunächst in der Orchesterfassung und dann original auf dem Klavier.