Jena. Kranzniederlegung an der Gedenktafel für die Jenaer Opfer des sogenannten „T4“-Mordprogramms
Die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sei nicht gleichzusetzen mit der Befreiung von nationalsozialistischem Gedankengut: OB Thomas Nitzsche (FDP) bezeichnete am Mittwoch den Kampf gegen menschenverachtende Werte, gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und Diskriminierung und für unsere Demokratie als eine bis heute andauernde Aufgabe. „Wir, die Demokraten, müssen einstehen für die Grundwerte unserer Gesellschaft, ausgehend von der Würde eines jeden Menschen.“
Resonanz „erschreckend gering“.
An der Gedenktafel zur Erinnerung an die Jenaer Opfer des sogenannten „T4“-Mordprogramms gegen kranke und behinderte Menschen erinnerte der OB an das Ende des Zweiten Weltkrieges und an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 79 Jahren. Dass in diesem Jahr die Rathausarkaden und nicht der Kirchplatz als Ort der Veranstaltung ausgewählt wurde, sollte nach Nitzsches Worten auch zeigen, „dass staatliche und kommunale Strukturen und die in ihnen beschäftigten Menschen Träger der nationalsozialistischen Verbrechen waren, auch im Jenaer Rathaus“. Die Resonanz auf diese Veranstaltung bezeichnete der OB „als erschreckend gering“.
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Ermordung schutzbefohlener Patienten
Nitzsche erinnerte an die unvorstellbare Zahl von 55 Millionen Weltkriegs-Toten. Allein in der Sowjetunion seien 24 Millionen Menschen gestorben, den größten „Blutzoll“ habe die Ukraine mit 8 Millionen Opfern entrichten müssen. Dem Jenaer „Arbeitskreis Sprechende Vergangenheit“ sei es zu verdanken, dass die Ermordung schutzbefohlener Patienten in Jena als Teil des Mordprogramms „T4“ erforscht worden sei und die Opfer einen Namen bekommen hätten. Auf der Gedenktafel würden 60 frühere Mitbürgerinnen und Mitbürgern benannt, die damals in den Tod geschickt worden seien, die meisten über die Landesanstalten Blankenhain und Stadtroda, über die „Verlegung in die Zwischenanstalt Zschadraß“ und von dort in die zur Tötungsanstalt umgewidmete Anstalt Pirna-Sonnenstein.