Im Projekt „ Einfach – Wege gehen“ wollen Menschen mit und ohne Behinderung eine Freizeit- und Bildungs-Landkarte für Lobeda erstellen.

Jena. Oft sind es die kleinen Hindernisse, die so schwierig sind, erzählt eine Bewohnerin der Wohnanlage des Saale-Betreuungswerks der Lebenshilfe „Gartenhof“ in Lobeda-Ost: „Manchmal ist es nur eine einzige kleine Stufe, die uns den Zutritt zu einer Ware beim Einkaufen oder zu irgendetwas anderem versperrt. Aber man kann doch nicht immer jemanden um Hilfe bitten.“ Dabei wäre doch hier schon mit dem Einsatz einer Minirampe das Problem gelöst für Rollstuhlfahrer. Es sei oft die „Barriere im Kopf“, die einfache Lösungen verhindere.

Und so ist es mit vielen Dingen des Alltags, wie auch andere Bewohner meinen. Deshalb finden sie es auch prima, dass vor eineinhalb Jahren das Projekt „Einfach – Wege gehen“ gestartet wurde und sie dazu eine Aktionsgruppe bilden konnten. Die war auch schon unterwegs in Lobeda, so etwa im Kubus-Zentrum. Dort konnte die Gruppe erfahren, dass wirklich alles bestens war für Menschen mit Behinderungen. Die Einrichtung sei gut erreichbar mit der Straßenbahn, im Haus wäre alles barrierefrei, und auch die Preise für Essen und Trinken seien gut gewesen. Denn auch das Geld sei eine Barriere, wenn es denn zu viel ist, was gezahlt werden soll, sagt Projektleiterin Michaela Hoffmann. Besonders gut angekommen ist anschließend ein gemeinsam mit dem Kubus organisiertes „Café Vielfalt“, bei dem es einfach schön gewesen sei, dass Menschen mit und ohne Handicap sich getroffen und miteinander gesprochen haben, wie die Teilnehmer berichten.

Ähnlich angetan war die Aktionsgruppe von ihrem Besuch in der Lobedaer Filiale der Ernst-Abbe-Bücherei. Weitere Ziele der Gruppe sind zum Beispiel Sportveranstaltungen, um dabei zu prüfen, ob dort auch wirklich alle Menschen Zugang haben. Ebenso werden Veranstaltungen im Bürgerhaus „Lisa“ unter die Lupe genommen und auch die Bedingungen, um in Jena einen Kinobesuch zu unternehmen.

Ziel ist mehr Inklusion in Lobeda

Das Projekt „Einfach – Wege gehen“, das übrigens von der Aktion Mensch gefördert wird und über drei Jahren läuft, hat als Ziel, eine elektronisch erstellte Freizeit- und Bildungs-Landkarte für Lobeda zu erstellen. Darüber hinaus wolle man natürlich mehr Inklusion im Stadtteil Lobeda erreichen und mehr Wege öffnen, damit auch alle Menschen an Angebote für Freizeit und Bildung herankommen.

Für dieses Anliegen kam es nun zu einer symbolischen Vertragsunterzeichnung zwischen der Aktionsgruppe aus der Wohnanlage mit Betreuern, dem Kubus, der Berufsschule für Gesundheit und Soziales und dem Neulobedaer Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt. Er signalisierte der Aktionsgruppe auch, dass sie ihn mit Wünschen jederzeit ansprechen könne. Der Ortsteilrat würde auch ein einzelnes Vorhaben des Projekts gern finanziell unterstützen.

Auf einen interessanten Aspekt des Projektes verweist auch Sozialarbeiter Markus Wilde vom Saale-Betreuungswerk Jena. Die Mitarbeit in einer solchen Aktionsgruppe und die dabei gemachten Erfahrungen, aber auch die Begegnungen und Gespräche brächten den Menschen mit Behinderungen sehr viel – auch für ihr Selbstbewusstsein und für die Formulierung ihres berechtigten Anspruchs auf mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.