Jena. Michael Wessel als Stiftungsprofessor ernannt. Weshalb Jena laut Minister „ein gewisses Recht hat, hier zuzulegen“.
Vor allem von Dank und Stolz war am Mittwoch im Senatssaal der Universität die Rede bei der Ernennung von Michael Wessel als Stiftungsprofessor für „Wirtschaftsinformatik, E-Commerce und Digital Business“. Der Dank galt vor allem den zehn Jenaer Digitalunternehmen, die die Professur im vergangenen Jahr gestiftet hatten. Und Stolz: Den bekundete Nils Boysen, Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre – Stolz darauf, Michael Wessel von der „Copenhagen Business School“ abgeworben zu haben.
Kanzler hatte kein Geld
„Unsere Studienprogramme können wir jetzt gut weiterentwickeln“, sagte Boysen mit Blick auf Wessels Professur. Boysen erinnerte daran, wie man vor fünf Jahren beim Uni-Kanzler beklagt habe, dass die Wirtschaftsinformatik dringlich weiterentwickelt und ausdifferenziert werden müsse. Schließlich könne man heute niemanden mehr ohne profunde IT-Kenntnisse aus dem Studium gehen lassen. „Kein Geld!“, so habe der Kanzler erwidert, aber den Hinweis auf Stiftungsprofessuren gegeben. Und siehe: Im Unternehmer-Kreis um den Chef der Digitalagentur Dotsource Christian Grötsch habe man „nicht lange geredet, sondern die Ärmel hochgekrempelt“. Bis hin, dass Orisa-Chef i. R. Georg Elsner es übernommen habe, die Abmachungen zwischen den Rechtsabteilungen der Stifter und der Uni zu koordinieren. „Jetzt müssen wir Gegenleistung bringen“, sagte Boysen. Weil vielerlei stark auf IT-Sicherheit gepolt sei, werde zum Beispiel gefeilt an Profilen für ein duales Studium samt wissenschaftlicher Praktika in Unternehmen.
„Ein gewisses Recht“
Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) beglückwünschte Michael Wessel zum Entscheid pro Jena. Schließlich nehme die Universität beim Verhältnis Professor – Studentenzahl den ersten Platz ein, was die Finanzministerin gelegentlich beklage. Auch bedankte sich der Minister mit Blick auf Wessels Ernennung bei der Uni, „dass Sie Schwerpunkte setzen“, was wohl die Bereitschaft des Freistaats erklären sollte, die Professur nach Ablauf der fünf Stiftungsjahre weiterzufinanzieren. „E-Commerce“ – also Online- oder Internethandel, „das ist Jena“, sagte der Minister. Da bestehe „ein gewisses Recht, hier zuzulegen“.
Ostsee, Schleichersee
Der Kreis der beteiligten Unternehmen befinde sich „im Jahr 12 der Stifteraktivitäten“, sagte Christian Grötsch. Und die erste Stiftungsprofessur sei dazumal auf die Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) entfallen. Mit der nunmehr vierten Professur sei auch die Universität im Spiel. „Wir sind da noch lange nicht am Ende und überlegen in sechs Jahren, was wir dann Schönes machen.“ Tatsächlich sei E-Commerce an der EAH mittlerweile am stärksten nachgefragt mit 160 Studienanfängern pro Jahr. Diese Strahlkraft wolle man nun zur Uni rübertragen. Gelinge das, „wäre das ganz super“. Schließlich sei man in Geburtenknick-Zeiten darauf angewiesen, mit dieser Strahlkraft junge Leute zu locken. Grötsch umgarnte Wessel, der schon in den USA, England und den Niederlanden tätig war. Okay, Wessel habe zuletzt in Kopenhagen die Ostsee gehabt. „Wir haben den Schleichersee; der ist auch schön.“ Wessels Bekenntnis zu seiner Jenaer Professur klang indes nicht geheuchelt: „Es ist mir eine sehr große Ehre.“
Das sind die zehn Stiftungsunternehmen: diva-e Digital Value Excellence GmbH, dotSource GmbH, igniti GmbH, Intershop Communications AG, ORISA Software GmbH, rooom AG, Salesforce.com Germany GmbH, Skatedeluxe GmbH, TDSoftware GmbH sowie Xceptance Software Technologies GmbH.