Jena. Stumme Zeugen (41): Jenenser Magnus Poser hat Widerstand gegen das NS-Regime geleistet.

Wer schon einmal den Nordfriedhof besucht hat oder über dessen Gelände gelaufen ist, dem wird sicher im oberen Teil des Munketals das kaum zu übersehende Ehrenmal für den antifaschistischen Widerstandkämpfer Magnus Poser aufgefallen sein. Es zählt zu den jüngeren Denkmalen unserer Stadt, es wurde am 25. Januar 1982 eingeweiht. Anlass war damals der 75. Geburtstag Posers. Doch wer war dieser Mann und weshalb wurde ihm zu Ehren ein solch großes Denkmal geschaffen?

Magnus Poser wurde am 26. Januar 1907 in Jena als Sohn eines Zimmermanns und einer Hilfsarbeiterin geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in der Stadt an der Saale. Bereits im jugendlichen Alter von 13 Jahren schloss er sich der „Freien Sozialistischen Arbeiterjugend“ an, wenig später dann auch dem „Kommunistischen Jugendverband Deutschlands“ und einer überparteilichen Organisation namens „Naturfreunde“.

Beitritt zur Kommunistischen Partei

Nach der Schulzeit begann Poser eine Ausbildung als Zimmermann, die er 1925 erfolgreich beendete. Mitten in der Zeit der Wirtschaftskrise war der Jenenser zunächst arbeitslos und versuchte sein Glück auf der Walz. Diese führte ihn von der Schweiz über Österreich nach Dänemark und Finnland, schließlich 1927 auch in die UdSSR. Nach seiner Rückkehr in die thüringische Heimat folgte der Beitritt zur KPD und ein damit gesteigertes politisches Engagement.

1928 fand Poser dann eine Anstellung bei Carl Zeiss, die aber schon zwei Jahre später ihr jähes Ende Fand, als der Zimmermann wegen „Landfriedensbruchs“ zu einer dreimonatigen Haftstrafe verurteilt wurde. Dies hielt Magnus Poser aber in keinster Weise von seinem politischen Engagement ab. In der Ortsgruppe der Jenaer KPD übertrug man ihm die Verantwortung für die Propagandaarbeit und die Obhut über ein illegales Waffendepot.

Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten Ende Januar 1933 schloss sich Poser einer verdeckten Widerstandsgruppe an. Allerdings folgte bald darauf eine neuerliche Haftstrafe, als er Ende November 1933 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt und anschließend ins KZ Bad Sulza und später in die Strafanstalt Ichtershausen gebracht wurde.

Mitte Juli 1936 kam der Widerständler auf freien Fuß und fand in Jena-Ost bei der Firma Rappe eine Anstellung. Zudem heiratete er die KPD-Funktionärin Lydia Orban. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor. Im Verborgenen engagierte sich Poser weiterhin als Leiter der illegalen Ortsgruppe der KPD in Jena. Unter anderem unterhielt man eine illegale Druckerei. Zum Jahreswechsel 1941/42 folgte dann der Zusammenschluss mit der Widerstandgruppe um Theodor Neubauer zur „Neubauer-Poser-Gruppe“. Die Gruppe war innerhalb Thüringens weit vernetzt, unterhielt aber auch Kontakte nach Berlin und selbst zu den Verschwörern des 20. Juli 1944 um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und zum Kreisauer Kreis.

Die Arbeit im Untergrund blieb noch gute zwei Jahre unbehelligt, dann wurde Magnus Poser am 14. Juli 1944 an seinem Arbeitsplatz verhaftet und in das Untersuchungshaftgefängnis der Gestapo nach Weimar gebracht. Hier wurde er gefoltert. Trotzdem gab er die Namen seiner Kameraden nicht preis. In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1944 bot sich die Gelegenheit zur Flucht, als Poser einen der Wärter im Gefängnis übermannte und anschließend floh. Hierbei trafen ihn fünf Schüsse und verletzten ihn schwer. Die Gestapo brachte Poser dann ins Krankenrevier des KZ Buchenwald, wo er noch am 21. Juli 1944 starb. Das war in diesen Tagen vor 75 Jahren.

Öffentliche Inszenierung und Ehrung in der DDR

Nach Gründung der DDR im Jahr 1949 erfuhr Magnus Poser schnell öffentliche Inszenierung und Ehrung in Jena. 1950 wurde beispielsweise die nach dem einstigen Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach benannte Carl-Alexander-Straße nach Poser benannt. Später, im Jahr 1977, wurde im früheren Wohnhaus der Posers in der Karl-Liebknecht-Straße 55 eine durch das Stadtmuseum Jena betreute Gedenkstätte nebst einem Schulungskabinett eröffnet. Sowohl an seinem Geburts- als auch am Wohnhaus wurden Gedenktafeln angebracht.

Schließlich folgte Ende Januar 1982 die Weihe der „Gedenkstätte für die Helden des antifaschistischen Widerstandskampfes“ auf dem Jenaer Nordfriedhof. Zu diesem Anlass war viel Politprominenz erschienen, aber auch Vertreter der lokalen Wirtschaft. Nicht zuletzt war auch Lydia Poser als greise Witwe des Ermordeten anwesend. Die Gedenkstätte selbst wirkt eher schmucklos. Auf einer großen Betonwand stehen die Worte „Ruhm und Ehre den Helden des antifaschistischen Widerstandskampfes“. Ursprünglich sollte hier ein Zitat Magnus Posers stehen: „Und wir sind doch die Stärkeren“. Allerdings entschied man sich dann doch dagegen. Vor der Mauer ist auf einem Betonsockel die Büste Posers zu sehen, die vom Bildhauer Helmut König aus Bad Salzungen geschaffen wurde. Linker Hand findet sich schließlich das umgebettete Grab von Magnus Poser mit der Inschrift seines Namens und den Lebensdaten.

Nachdem bei der Weihefeier einige Reden und Ansprachen gehalten wurden, erfolgte die Weihe durch den damaligen Jenaer Oberbürgermeister Walter Windrich. Mit dem Singen der „Internationalen“ fand der Festakt seinen Abschluss.

In den Jahren bis zur politischen Wende wurde der Ort dann für Appelle und Vereidigungen beispielsweise durch die FDJ oder die Volkspolizei genutzt. 1984 beerdigte man dann auch Lydia Poser neben ihrem Mann. Für Schlagzeilen sorgte die Gedenkstätte zuletzt Mitte der 1990er Jahre, als Mitglieder des NSU sie großflächig mit Hakenkreuzen und antisemitischer Hetze beschmierten.