Jena. In Projekten widmet sich der Jenaer Tausend-Taten-Verein der Betreuung von Kindern mit Förderbedarf sowie von Senioren und Demenz-Patienten.

Es gibt in Jena viele Familien, bei denen Zeit ein knappes Gut ist: Mutter und Vater in Vollzeit-Jobs, womöglich gerade erst nach Jena zugezogen und deshalb auch keine Großeltern, Verwandte oder sonst irgendwie Vertraute in der Nähe. Aber auch alleinerziehende Mütter oder Väter, die wenig familiäre Hilfe erfahren, haben oft zu wenig Zeit für ihre Kinder. Denen fehlen Kontaktpersonen, mit denen sie Antworten auf Fragen und Sorgen finden oder auch mit denen sie etwas unternehmen können, Spaß haben und Erfahrungen sammeln können. Genau diese Lücke möchte der gemeinnützige Verein „Tausend Taten“ mit seinen Projekten ausfüllen.

Großeltern und Co-Piloten für Jena gesucht

Der Verein, den es seit neun Jahren in Jena gibt und der ein Büro in der Neugasse 19 unterhält, hat ein Netz von bis zu 240 Ehrenamtlichen (Studenten, Senioren, aber auch Berufstätige) aufgebaut, die solchen Kindern einen Teil ihrer Freizeit schenken. Zum Beispiel im Projekt „Leih-Großeltern“. Wer solch eine Rolle als Großelternteil übernehmen möchte und damit den Kindern und den Familien helfen will, kann sich im Büro in der Neugassee gern melden. Dort können Kathrin Lange-Knopsmeier und ihre Mitarbeiterin Sindy Meinhardt über alles informieren, was der Verein zu bieten hat.

Da wäre nämlich auch das Projekt „Co-Pilot“. Das greift schon eine etwas speziellere Seite auf: Es geht um Kinder, die besondere Bedürfnisse, Neigungen oder auch Talente besitzen, die sie in ihren Familien nicht ausgiebig genug entwickeln können. Dann ist es gut, wenn da noch jemand an ihrer Seite ist, der zuhört und hilft. Das sind die im Verein als Co-Piloten bezeichneten Ehrenamtlichen. Sie treffen sich regelmäßig mit den Kindern, unternehmen gemeinsam etwas, gehen mit ihnen auf Fahrradtour oder spielen mit ihnen vielleicht auch Fußball.

Genau prüfen, wer zu wem passt

Natürlich sind diese Angebote kostenlos für die Eltern, weil die Leih-Großeltern und Co-Piloten auch ehrenamtlich arbeiten. „Wir bemühen uns, dass wir den Ehrenamtlichen möglichst in örtlicher Nähe solche Patenkinder vermitteln“, sagen die Frauen vom Tausend-Taten-Verein. Ausgangspunkt ist aber immer ein gründliches Beratungsgespräch am Anfang – sowohl für betroffene Eltern als auch für die Interessenten, die gern helfen wollen. Letztlich müsse dann sorgfältig geprüft werden, wer zu wem am besten passen könnte. Denn es soll ja ein längerfristiges Miteinander werden, zumindest für ein Jahr. Dabei ist sich der Verein schon der großen Verantwortung bewusst, die den Ehrenamtlichen da übertragen wird. Deshalb bittet der Verein auch alle, die mitmachen möchten, um ein Führungszeugnis.

Freude am Lesen wecken

Weitere Projekte des Vereins sind Vorlese-Paten, die einmal in der Woche oder alle 14 Tage in Kindergärten und Grundschulen gehen, um dort Kindern vorzulesen, sowie Lese-Mentoren. Letztgenannte sollen vor allem Mädchen und Jungen begeistern, überhaupt mehr zu lesen, bei ihnen einfach Freude am Lesen wecken und die Sprache verbessern. Adressaten können Kinder aus Migranten-Familien sein oder auch Kinder, bei denen zu Hause Lesen und Sprache nicht so im Fokus stehen.

Die Einsatzfelder für Ehrenamtliche sind beim Tausend-Taten-Verein breit. Hinzu kommen auch Angebote, die sich direkt an Senioren wenden. Im Projekt „Nahbarn“ besuchen engagierte Bürger – derzeit bis zu 60 an de Zahl – einsame ältere Menschen oder auch Menschen, die durch eingeschränkte Mobilität kaum noch soziale Kontakte haben. Da wird einmal in der Woche gemeinsam Kaffee getrunken, geschwatzt, gespielt oder spazieren gegangen.

Auch Demenz-Paten werden gesucht

Besonderen Anspruch erfordert das Projekt „Demenz-Paten“, bei denen Ehrenamtliche Demenzkranke besuchen, sich mit ihnen beschäftigen und dadurch deren Angehörige etwas entlasten. Um aber Demenz-Pate zu werden, so heißt es beim Verein, müsse man einen drei- bis viertägigen Ausbildungskurs absolvieren. Vom 23. bis 25. April ist der nächste Kurs. Anmeldungen sind noch möglich.

Kontakte fürs Mitmachen oder auch fürs Nutzen von Angeboten: 03641/9264171, www.tausendtaten.de, Sprechstunde in der Neugasse 19: mittwochs 15-17 Uhr