Bürgel/Eisenberg/Stadtroda. In Bürgel, Eisenberg und Stadtroda haben die Karnevalsvereine die Macht über ihre Städte erobert.

Mit einem Böllerschuss endet in Bürgel die Herrschaft von CDU-Bürgermeister Johann Waschnewski. Stadtrat Manfred Hesse, der sich als Schütze und Karnevalist engagiert, feuerte pünktlich um 11.11 Uhr in die Luft. Da hatte Sitzungspräsident Sebastian Bergner die Hand bereits am Schlüssel.

Schon ab 8.30 Uhr hatten sich die Narren des Bürgeler Faschingsclubs (BFC) in ihrem Hauptquartier im Badertor versammelt. Nachdem der Club es 1997 übernommen hatte, wurde es erst im Oktober von innen wieder auf Vordermann gebracht. „Das war nötig. Auch die Möbel waren stark abgenutzt“, sagt Vereinsvorsitzender Steffen Geier. Für die Sanierung gibt es auch Lob vom Bürgermeister, der nun bis zur Fastnacht am 25. Februar nur die zweite Geige im Ort spielen wird.

Mit Hut und Lasso in Eisenberg

Gekommen sind neben Vereinsmitgliedern auch aufwändig kostümierte Kinder aus dem Kindergarten „Sausewind“, der Kontaktbereichsbeamte Jens Raabe sowie einige Schaulustige, die das Faschingslied vernommen hatten oder dem Duft der frisch zubereiteten Rostbrätchen offenbar nicht widerstehen konnten. Etliche Narren hatten eigens frei genommen, um an der Eröffnung der Saison mit dem Motto „Manege frei für die Bürgeler Narretei“ teilnehmen zu können.

Die Mitglieder vom Eisenberger Faschingsclub (EFC) haben am 11. November wieder traditionell die Macht in der Stadt übernommen. Zum Faschingsauftakt auf dem Markt sind auch zahlreiche Schüler aus der nahen Grundschule gekommen.
Die Mitglieder vom Eisenberger Faschingsclub (EFC) haben am 11. November wieder traditionell die Macht in der Stadt übernommen. Zum Faschingsauftakt auf dem Markt sind auch zahlreiche Schüler aus der nahen Grundschule gekommen. © Susann Grunert

„Dafür hätte es früher ein Fass Bier gegeben“, sagte Ralf Kötzsch, Präsident vom Eisenberger Faschingsclub (EFC), gespielt entrüstet zu Bürgermeister Michael Kieslich (CDU), als dieser zum Faschingsauftakt in Eisenberg zunächst ohne EFC-Narrenkappe die Bühne neben dem Rathaus betrat. Später hatte Kieslich die Kappe auf dem Kopf und die Gewalt über die Stadt abgegeben. „Wir haben schließlich das letzte Mal alles richtig gemacht: Alles versprochen, nichts gehalten – wie richtige Politiker“, so Kötzsch.

Als Gäste konnten Mitglieder vom Lausnitzer Elferrat aus Bad Klosterlausnitz in Eisenberg begrüßt werden. „Ich freue mich sehr, dass ihr gekommen seid. Das ist ein Novum in unserer Geschichte“, betonte der EFC-Präsident. Trotz Problemen mit der Technik zeigten die „Konfettis“ und ein Funkenmariechen einen kleinen Vorgeschmack auf die kommende Session. Für die zahlreich erschienenen Kinder der nahen Grundschule gab es natürlich auch Kamelle. Und als Ralf Kötzsch am Ende der Veranstaltung das Motto für 2020 verkündete, funktionierte auch sein Mikrofon wieder: „Cowboyhut und Lassoseil – im Saloon geht’s heute steil.“ Die erste große Veranstaltung in Eisenberg ist am 15. Februar der Kinderfasching in der Stadthalle.

Mit Schwimmflossen an den Füßen musste Stadtrodas Bürgermeister Klaus Hempel am 11.11. Luftballons vor dem Rathaus zertreten.
Mit Schwimmflossen an den Füßen musste Stadtrodas Bürgermeister Klaus Hempel am 11.11. Luftballons vor dem Rathaus zertreten. © Frank Kalla

Piraten ankern in Stadtroda

Punkt 11.11 Uhr wurde das Stadtrodaer Rathaus von Piraten geentert. Auf einem Surfbrett – gezogen von der Funkengarde des Stadtrodaer Carneval Clubs – landete das Prinzenpaar Sven und Anke vor dem Rathausportal an, unter lautem „Helau“ stürmten die Funken ins Rathaus, fesselten Bürgermeister Klaus Hempel (Freie Wähler) mit einem dicken Tau und ließen vom Fenster seines Büros einen großen Anker herab. Im Anschluss schleppte man den Bürgermeister ins Freie, der Rathausschlüssel und die Stadtkasse wurden ebenfalls mitgenommen. Umringt von Narren auf der Straße angekommen, war Hempel noch lange nicht aus den Händen SCC-Piraten. Getreu dem diesjährigen Motto „Leine los und Anker lichten – der SCC erzählt Geschichten“ wurde der Bürgermeister, der eine zünftige Piratenkluft anziehen musste, von den Narren ins Kreuzverhör genommen. Sie wollten nicht nur wissen, wie man einen Seemannsknoten macht, sondern forderten Fachwissen ab. So musste Hempel beispielsweise passen, als man wissen wollte, wie die Totenkopfflagge richtig heißt. Den zur Belohnung ausgesetzten Golddukaten erhielten die zahlreich anwesenden Kindergartenkinder, die mit dem „Jolly Roger“ eine Punktlandung hinlegten.

Schließlich gab sich der Bürgermeister, der auch noch mit Schwimmflossen an den Füßen große Luftballons zertreten musste, gegenüber den Narren geschlagen und überreichte an SCC-Präsident Jens Gerstenberger den symbolischen Rathausschlüssel.

An diesem Sonnabend feiert der SCC ab 19.30 Uhr in der Lagerhalle seine erste Party der 62. Saison. Der richtige Auftakt für das närrische Treiben ist am 14. Februar 2020.