Jena. Alle jammern über Wohnungsmangel in Jena - aber in der Carl-Zeiß-Straße stehen fünf Häuser leer. In einem wohnte vor gut 100 Jahren Clara Zetkin.

Eine Zwischennutzungsagentur soll 2020 ihre Arbeit aufnehmen. Ein Betätigungsfeld könnten die fünf Reihenhäuser in der Carl-Zeiß-Straße 6 bis 10 werden. Die Gebäudezeile steht seit zehn Jahren leer, obwohl alle in Jena den Wohnungsmangel beklagen. Ein Leser sprach die Redaktion an: Bitte bleiben Sie dran!

Vor gut einem Jahr hatte der Mann die Stadt auf den Missstand hingewiesen. Er erhielt schriftlich zur Antwort: Die Gebäude gehören der Ernst-Abbe-Stiftung, die eine Sanierung „derzeit“ vorbereite. Die Stadt sei sehr hoffnungsvoll, dass es bald losgehe, hieß es weiter. Also fragte der Leser per E-Mail bei der Stiftung nach. Er erhielt seitdem allerdings keine Antwort. Unsere Zeitung fragte ein Jahr später telefonisch bei der Stiftung nach, und die Eigentümerschaft wurde bestätigt. Weitergehende Auskünfte gab es kurzfristig nicht. Die Straße war in den Jahren 2014 und 2016 in die Schlagzeilen geraten, als einzelne Häuser besetzt wurden.

Noch länger ist es her, dass Frauenrechtlerin Clara Zetkin im Haus Nr. 8 wohnte. Das war 1911 während des SPD-Parteitages in Jena, wie eine Gedenktafel anzeigt.

Viel spricht dafür, dass die Stiftung abwartet, bis klar ist, wie es mit dem ehemaligen Klinikgelände dahinter weitergeht. Das vier Hektar große Areal gehört dem Land (Zeitung berichtete).

Trotz des andauernden Stillstands in der Carl-Zeiß-Straße klettert der Grundstückswert. Laut Bodenrichtwertkarte ist der Bodenpreis innerhalb von zehn Jahren um 135 Prozent gestiegen.

An Haus Nr. 8 befindet sich diese Gedenktafel.
An Haus Nr. 8 befindet sich diese Gedenktafel. © Thomas Beier

Die Rückseite der Häuserzeile ist stark begrünt.
Die Rückseite der Häuserzeile ist stark begrünt. © Thomas Beier