Altengönna/Bucha. Die Tiere stehen jetzt im Kreis und in Jena unter Hausarrest. Die Betriebe in der Region fürchten wirtschaftliche Einbußen.

Im Saale-Holzland-Kreis sowie in der Stadt Jena müssen Geflügelhalter ab sofort ihre Tiere einstallen. Wegen der drohenden Gefahren durch die herannahende Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, verhängte der Zweckverband Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt Jena-Saale-Holzland eine entsprechende Allgemeinverfügung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Wir haben bei größeren Geflügelhaltern nachgefragt, welche Auswirkungen das auf ihre Betriebe hat.

„Die Stallpflicht ist eine Vorsorgemaßnahme, die richtig und wichtig ist“, sagt Caroline Kunze vom Vorstand der Agrargenossenschaft Bucha. Schließlich will kein Betrieb seinen Tierbestand verlieren. Die Gänse der Agrargenossenschaft belangt die jetzige Stallpflicht nicht – sie wurden für das Weihnachtsgeschäft geschlachtet. Die Legehennen indes verfügten über einen sogenannten Kaltscharrraum, der überdacht ist und direkt am Stall liegt. „Dort haben sie Picksteine, Heu, Luzernen und Pellets. Damit können sie ihrem natürlichen Scharr- und Pickverhalten nachgehen“, sagt Kunze. Alles in allem „fühlen sich die Tiere wohl“. Zumal es den Hühner im Winter ohnehin wenig danach gelüstet, in den Schnee zu tappen.

Sorgen bringt die durch die Geflügelpest notwendige Stallpflicht dennoch mit sich: Denn die Buchaer Agrargenossenschaft vermarktet Eier aus Freilandhaltung, die sich wegen des Aufwands bei der Hennenhaltung preislich von jenen aus Bodenhaltung unterscheiden. Doch nur zwölf Wochen nach Einführung der Stallpflicht können die Freilandeier auch nur als solche gekennzeichnet sind. Danach prangt statt einer „1“ eine „2“ auf den Erzeugnissen.

Verkauf von Junggeflügel bedroht

Ein weiteres wirtschaftliches Problem steht ab März bevor, sollte die Bedrohung durch die Geflügelpest anhalten. Die Buchaer verkaufen im Frühjahr normalerweise Junggeflügel weiter. „Viele Privatpersonen kaufen sich fünf, sechs Hühner oder holen sich Gänse, die sie bis Weihnachten großziehen“, sagt Caroline Kunze. Wenn auch das Geschäft wegbricht, sei das „wirtschaftlich sehr problematisch“.

Besonders wachsam sind auch Rainer Schmidt und seine Kollegen vom Bereich Putenaufzucht der Gönnatal Agrargenossenschaft, obwohl ihre 20.000 Puten in sicheren Ställen leben. Kontakt mit möglicherweise infizierten Wildvögeln ist da nicht möglich.

„Wir müssen jetzt die Hygienevorschriften noch strenger einhalten, damit wir jeden möglichen Eintrag von Krankheitserregern, etwa durch Hinterlassenschaften von Wildvögeln, die unser Gelände überfliegen, in unsere Ställe vermeiden", erklärte Katrin Löhle, Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft. Das betreffe den Verkehr der Radlader, die Stroh in die Ställe bringen genauso, wie die Fahrzeuge, die Tiere zur Schlachtung nach Altengönna bringen.

Arbeitsplätze hängen an der Schlachtung

Da aus den Geflügelställen kontinuierlich schlachtreife Tiere zum Schlachthof abtransportiert werden, werden auch permanent Küken neu eingestallt. Alle fünf Wochen kommen 5000 Küken in den Ställen an. In anderen Betrieben werden sämtliche Tiere auf einmal geschlachtet und dann die Ställe nach Reinigung und Desinfektion komplett neu belegt. Ein Wechsel zu diesem Rhythmus ist im Gönnatal jedoch nicht möglich, da der Schlacht-und Verarbeitungsbetrieb in Altengönna kontinuierlich arbeiten muss, um seine Kunden permanent mit frischen Geflügelspezialitäten beliefern zu können. „Da hängen rund 100 Arbeitsplätze dran“, sagte Löhle.

„Das Stroh für unsere Tiere wird schon lange überdacht gelagert, damit auf den Ballen beispielsweise keine Greifvögel landen und vielleicht ihre Beute verspeisen können. Es gibt schließlich auch noch andere Krankheitserreger, die wir nicht in unseren Ställen haben wollen“, erklärte Löhle. Indirekt betroffen von der Geflügelpest sind die Gönnataler Bauern aber dennoch. „Unser Lieferant für Gänseküken in Sachsen-Anhalt war von der Geflügelpest betroffen, die Muttertiere, die die Eier legen, aus denen unsere Küken schlüpfen, mussten getötet werden. Deshalb sei derzeit noch nicht klar, wie dort die Bestände wieder aufgebaut und wie viele Küken im Sommer ins Gönnatal geliefert werden können, wo sie auf der Weide zu stattlichen Weihnachtsgänsen heranwachsen.