Jena. Die GEW solidarisiert sich mit den Besetzern des größten Jenaer Hörsaals, während eine Gruppe „patriotischer Studenten“ Gegenprotest organisiert.
Zur geplanten Abschaffung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Jahr 2025 äußert sich auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen und der Bundesausschuss der GEW Studierenden (BAGS). Sie kritisieren die beabsichtigte Streichung des Lehrstuhls und fordern stattdessen eine „verlässliche und bedarfsgerechte Finanzierung“.
Man solidarisiere sich mit den Besetzerinnen und Besetzern des Hörsaals in Jena, die damit den Erhalt des Lehrstuhls erwirken wollen. „Gerade in Zeiten aufsteigender faschistischer Bewegungen, steigenden queerfeindlichen Übergriffen und in Anbetracht der feministischen Revolution im Iran benötigt es mehr Lehre und Forschung im Thema Geschlechtergerechtigkeit und -geschichte, um Intersektionalität und Emanzipation weiter in der Forschung zu verankern“, heißt es in einer Mitteilung der GEW.
Dazu Katrin Glaser vom Referat Hochschule und Forschung der GEW Thüringen: „Die beabsichtigte Lehrstuhlstreichung ist angesichts der gesellschaftlichen Debatten nicht nachzuvollziehen. Sie reiht sich leider ein in eine Reihe von schlechten Arbeitsbedingungen an den Thüringer Hochschulen. Studierende werden nicht nach Tarif bezahlt, es gibt viel zu viele befristete Arbeitsverträge, mit prekären Beschäftigungsverhältnissen in Form von Lehraufträgen werden reguläre Beschäftigungsverhältnisse verdrängt und um Geld zu sparen, stehen Stellenbesetzungssperren im Raum. Wenn der Sparwahn neue Dimensionen zeigt, leiden die Falschen.“
Gruppe „patriotischer Studenten“ fordert Ende der Besetzung
Eine weitere Stellungnahme zum Thema gab eine Gruppe von Studenten der Jenaer FSU ab, die sich selbst als „patriotisch“ bezeichnen. Sie hatten am vergangenen Dienstag einen Protest gegen die Besetzung organisiert und ein Banner mit der Aufschrift „Schluss mit linker Erpressung! Wir wollen unseren Hörsaal zurück“ am Ernst-Abbe-Campus aufgehängt.
Ein Teilnehmer des Gegenprotests: „Wer durch Blockaden die Zukunft von Mitstudenten gefährdet, missbraucht sein Protestrecht. Vorlesungsausfall und eine Verlegung in zu kleine Hörsäle anderer Studiengänge wird durch die Besetzung des größten Hörsaals der Universität billigend in Kauf genommen.“ Die „linksgrüne Meinungsmache“ nehme überhand an der Universität in Jena, heißt es in der Mitteilung, die von Studentin Carolin Lichtenheld versendet wurde.
Dass Lichtenheld gleichzeitig Sprecherin der Jungen Alternative, als Jugendorganisation der AfD sei, habe mit diesem Gegenprotest nichts zu tun. Der Protest sei studentisch, nicht parteipolitisch, erklärte sie. Die „patriotischen Studenten“ fordern die Universitätsleitung auf, die politische Neutralität sicherzustellen und das Ende der Besetzung des Hörsaals durchsetzen zu lassen.