Jena. In Deutschland hat die junge Frau noch mal bei Null begonnen.

Als sie ihren Abschluss in Mathematik erhielt, stand Aradhana Vijay vor einer schweren Entscheidung: Sollte sie weiter eine Karriere als Mathematikerin in Indien anstreben oder lieber ihrer Leidenschaft für Sprachen nachgehen und ein zweites Studium im Ausland beginnen? Die junge Inderin entschied sich für die weite Welt, besuchte einen Sprachkurs in Deutschland und schrieb sich danach an der Friedrich-Schiller-Universität Jena für die Fächer Germanistik und Interkulturelle Wirtschaftskommunikation ein.

Zwei Jahre später steht für die heute 23-jährige Bachelor-Studentin fest, dass sie damals den richtigen Weg gewählt hat. Das zeigt sich auch an ihren besonderen Leistungen innerhalb und außerhalb der Uni, für die sie den diesjährigen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für ausländische Studenten erhält. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wird am 24. Oktober während der Feierlichen Immatrikulation an der Uni Jena überreicht.

„Es ist schön, eine solche Anerkennung zu bekommen für das, was ich in den vergangenen Jahren gemacht habe“, sagt Vijay. „Ganz besonders deshalb, weil es nicht einfach ist, wenn man aus einer anderen Kultur nach Deutschland kommt und bei Null beginnen muss.“ Von ihren Anfängen in Jena berichtet sie fließend und akzentfrei – obwohl sie nur für drei Jahre Deutsch gelernt hat. Dieses besondere Talent für Sprache, zusammen mit ihrer freundlichen und mitreißenden Art, haben offensichtlich dazu beigetragen, dass sie schnell in der Stadt und an der Uni Fuß fassen konnte.

Freunde fand Vijay nicht nur unter den Kommilitoninnen, sondern dank ihres vielfältigen Engagements auch abseits des Studiums. So schloss sie sich etwa der indischen Studentengruppe an und trug als Mitorganisatorin des hinduistischen Lichterfests Diwali zur Verständigung zwischen den Kulturen bei.

Die berufliche Weiterentwicklung verliert Aradhana Vijay trotzdem nicht aus dem Blick: Als Hilfskraft im Career Point der Uni Jena unterstützt sie andere Studenten bei der Karriereplanung. Außerdem absolvierte sie ein Praktikum bei einer Thüringer Firma und machte ihre Arbeit so gut, dass ihr anschließend ein Nebenjob angeboten wurde. In dem Job übersetzt sie Texte aus dem Deutschen in ihre Heimatsprache Hindi. (red)