Jena/Großschwabhausen. Astronomen der Jenaer Universität haben den ersten interstellaren Kometen beobachtet.

Der Blick in den Nachthimmel, zu den Sternen über uns, fasziniert die meisten Menschen. Die Beobachtung der Himmelskörper, deren Licht Millionen Jahre unterwegs ist, ehe wir es sehen, lässt die Gedanken fliegen und sich manchen fragen, ob dort, wo das Licht herkommt, nicht auch Leben existiert.

Einen außergewöhnlichen Gast in unserem Sonnensystem haben in dieser Woche die Astronomen der Jenaer Universität beobachtet: Mit dem 90-Zentimeter-Teleskop in der Uni-Sternwarte Großschwabhausen haben der Astrophysiker Markus Mugrauer und Physikstudent Elias Wahl den Kometen Borisov beobachtet, der derzeit auf einer hyperbolischen Bahn an unserer Sonne vorbei zieht. Das Besondere: „Komet Borisov ist kein Komet wie viele andere, die wir sonst beobachten, deren Ursprung in der so genannten Oortschen Wolke am Rande unseres Sonnensystems liegt.

Komet Borisov ist ein Besucher aus einem anderen, fernen Sonnensystem“, erklärt Markus Mugrauer. Bei diesem Himmelsobjekt handle es sich um den ersten bisher beobachteten interstellaren Kometen. „Überhaupt erst zwei je beobachtete Objekte tragen die Klassifikation I, also interstellar, Komet 2I/Borisov, und der 2017 entdeckte Asteroid 1I/Oumuamua“, berichtet Mugrauer.

Der Komet Borisov war erst Ende August 2019 vom Amateurastronomen Gennady Borisov auf der Krim mit einem selbstgebauten Teleskop entdeckt worden, die Jenaer Astronomen beobachteten ihn erstmals in den frühen Morgenstunden des 9. Oktober am Sternenhimmel im Sternbild Löwe. „Der Komet wandert in den nächsten Wochen weiter in südlicher Richtung und durchläuft dabei noch die Sternbilder Sextant und Becher, ehe er in die südliche Hemisphäre abtaucht“, erklärt der Astrophysiker. Bis Mitte Dezember werde der Komet von Jena aus allerdings nur mit einem Teleskop zu beobachten sein.

Dass „2I/Borisov“ ein Gast aus einem fernen Sonnensystem ist, schlussfolgern die Wissenschaftler aus seiner Bahn, auf der er durch unser Sonnensystem fliegt, und aus der hohen Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt. „Der Komet fliegt mit mehr als 40 Kilometern pro Sekunde an der Sonne vorbei und ist damit um einiges schneller als die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne.“ Seine Flugbahn kreuzt in einem Winkel von etwa 44 Grad die Ekliptik, also die Ebene, auf der die Erde um die Sonne läuft, die Astronomen haben dafür den 26. Oktober berechnet. Der Sonne am nächsten kommt er am 8. Dezember mit zwei Astronomischen Einheiten – dem doppelten Abstand Erde-Sonne, der knapp 150 Millionen Kilometer beträgt. Auch der Erde nähert sich der Komet aus dem interstellaren Raum nur bis auf 300 Millionen Kilometer. „Deshalb ist die Helligkeit des Kometen auch so gering, dass wir ihn mit bloßem Auge nicht erkennen können“, erklärt Mugrauer.

Der Astronom hofft jedoch, den ungewöhnlichen Gast aus der Tiefe des Alls noch mehrmals an der Uni-Sternwarte beobachten zu können, wie auch von der südlichen Erdhalbkugel aus, wo er am Jahresende in Chile den Sternenhimmel betrachtet. Und er hofft darauf, dass die Kollegen an der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste den Kometen Borisov auf seinem weiteren Weg durch das All beobachten können. Mit ihnen arbeiten die Jenaer Wissenschaftler eng zusammen. Aktuell beobachten die Kollegen in Chile für die Jenaer verschiedene Sterne mit Exoplaneten.