Jena. Serie „Neugeboren“: Väter dürfen derzeit im Kreißsaal dabei sein, müssen dann aber bis zur Entlassung ihrer Lieben warten.

Es war kein normaler Termin unseres Reporters auf der Kinderstation im Jenaer Universitätsklinikum. Normalweise bekommt der Medienvertreter alle zwei Wochen jeweils freitags von einer Mitarbeiterin der Station einen Zettel gereicht. Darauf stehen die Zimmernummern, die er aufsuchen darf, um die Neugeborenen für die Serie „Neugeboren“ zu fotografieren. Diesmal war alles anders – wegen des Corona-Virus.

Die Fotos schoss die Hebamme. Per E-Mail wurden die Schnappschüsse an die Redaktion geliefert. Auch für unseren Reporter galt: kein Besuch auf der Station.

Die Bereitschaft der Mütter, ihre Töchter und ihre Söhne ablichten zu lassen, war aber genauso groß. „Ich denke, das ist ein Zeichen, ihr Glück zu teilen“, sagte Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin. Er erschien zum kurzfristig vereinbarten Pressegespräch in weißem Kittel und mit Mundschutz. Seit Freitag besteht für alle Bediensteten im Klinikum die Pflicht zum Tragen des Mundschutzes.

Schleußner wirkte entspannt, und das war nicht gespielt. „Unser Klinik-Bereich ist von den zu erwartenden Maßnahmen durch Corona nicht betroffen. Bei uns werden auch keine Betten zusätzlich wegen des Virus aufgestellt. Das ist eher anders herum. Sollte es mehr Geburten geben, werden wir unsere Bettenkapazitäten erhöhen. Das ist mit der Klinikleitung abgesprochen. Eine Geburt kann man nun nicht planen. Wir wollen, dass beim Kinderkriegen die größtmögliche Normalität herrscht. Die Geburt eines Kindes ist nun mal ein einschneidendes Erlebnis für alle.“

Schleußner versicherte: „Bei uns wird in der gleichen Qualität gearbeitet wie vor Corona. Ich kann mich auf ein tolles Team von Kollegen stützen. Wie sie mit der Situation umgehen, ist klasse. Diese Gelassenheit, diese Professionalität spüren die werdenden Muttis.“

Auf Akzeptanz trafen und treffen auch die eingeleiteten Vorsichtsmaßnahmen. „Bei der Geburt darf der Partner dabei sein. Für den Partner ist diese Zeit im Kreißsaal nicht etwa eine Besuchszeit. Er hat neben dem Fachpersonal eine ganz wichtige Aufgabe zu erfüllen. Er hilft seiner Partnerin bei der Geburt. Er ist ein ganz wichtiger Teil“, sagte Schleußner.

Für die Zeit nach der Entbindung gibt es für die Väter und alle anderen Angehörigen seit Corona eine Einschränkung. Sie dürfen die junge Mutter und das Neugeborene erst bei der Entlassung von der Station wiedersehen und dann zum ersten Mal in den Arm nehmen. „In der Zeit dazwischen ist kein Besuch erlaubt“, sagte der Klinik-Chef.