Jena. „Sammelpunkt unerwünschter Elemente“: 1929 lehnte die Uni eine Schenkung für Forschung und Lehre zu Homosexualität ab.

Mit Vorträgen und einer Diskussion will die Friedrich-Schiller-Universität an Hans Holbein erinnern und ihre eigene Geschichte beleuchten.

Der thüringische Jurist Hans Holbein (1864-1929) war ein Mitstreiter des Sexualreformers Magnus Hirschfeld und setzte sich zeit seines Lebens für die Abschaffung des Paragrafen 175 des deutschen Strafgesetzbuches ein, der bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte.

1919 stiftete er der Universität Jena 20.000 Mark für Forschung und Lehre zu Homosexualität. In seinem Testament setzte Holbein die Universität überdies als Alleinerbin ein und vergrößerte die „Holbein Stiftung“ um 100.000 Mark. Obwohl sie die erste Schenkung angenommen hatte, schlug die Universität das Erbe nach Holbeins Tod im Jahr 1929 aus, weil, so die Begründung, die Universität ansonsten „zu einem Sammelpunkt unerwünschter Elemente würde“. 2019 hat sich unter der Schirmherrschaft der früheren Ministerpräsidenten Christine Lieberknecht eine Initiative gegründet, um Holbein zu rehabilitieren. Die Jenaer Professorinnen Silke van Dyk (Institut für Soziologie) und Gisela Mettele (Historisches Institut) wollen als Gastgeberinnen der Veranstaltung „Forschung zu Homosexualität? Die Holbein-Stiftung und die Universität Jena“ ermöglichen, sich ein Bild zu machen.

In Vorträgen wird die Geschichte der Stiftung von den Historikern Ralf Dose, Alexander Zinn und Volkhard Knigge beleuchtet. Eine Podiumsrunde fragt nach der Aktualität von Forschung zu Homosexualität.

Dienstag, 14. Januar, 18 bis 20 Uhr, Großer Rosensaal, Fürstengraben 27