Jena. Der Busfahrer sieht seine Kündigung im Zusammenhang mit seinem sozialen Einsatz. Er hatte einem Kind - wahrscheinlich aus der Minderheit der Sinti und Roma - ein Stück Kuchen bezahlt.

Noch immer ist er aufgewühlt von einem Erlebnis, das er vor einigen Wochen in einem Backwarengeschäft am Teichgraben hatte. Er hatte es anschließend der Redaktion unserer Zeitung geschildert, so dass am 21. August der Beitrag Erlebte Diskriminierung oder Betteln mit Methode? erschienen war. Nun, so der 54-jährige Kajtazi Dejam, habe ihn dieses Erlebnis wohl offenbar eingeholt.

Denn er hat am Dienstag die Kündigung von seinem Arbeitgeber erhalten - der Jenaer Nahverkehrsgesellschaft. Für ihn, der als Busfahrer tätig war, stehe das in direktem Zusammenhang mit seinem Einsatz für ein Kind.

Doch blicken wir noch einmal zurück in den August. Zufällig war Kajtazi Dejam als Kunde in einem Backwaren-Geschäft am Teichgraben Zeuge geworden, als ein Kind, wahrscheinlich aus der Minderheit der Sinti und Roma, ein gewünschtes Stück Kuchen von der Verkäuferin nicht erhielt, obwohl andere Kunden das nicht ausreichende Geld des Kindes begleichen wollten. Er hatte schließlich nach Diskussionen mit der Verkäuferin erreicht, dass das Mädchen den Kuchen erhielt und er das fehlende Geld zahlte.

Ohne vorherige Abmahnung gekündigt

Ein Fall von erlebter Diskriminierung ist das für Kajtazi Dejam auch heute noch. Er ist selbst Angehöriger der Volksgruppe der Roma und wohl der einzige Roma-Busfahrer in ganz Thüringen. Er engagiert sich zudem in dem bundesweiten Roma-Verein „Nevo Kham“. Ein Engagement, von dem sein Arbeitgeber auch gewusst habe, wie er sagt.

„Ich bin plötzlich zum Personalgespräch vorgeladen worden. Es wurde mir erklärt, dass die Probezeit ausläuft und man mit mir nicht mehr zusammenarbeiten will.“ Als Gründe habe man ihm Beschwerden von Kunden genannt. Davon habe man ihm aber bisher nie etwas gesagt. Es habe auch keine vorherige Abmahnung gegeben. Nur einmal sei er beim Busfahren geblitzt worden. Das Strafgeld habe er selbst bezahlt.

Beim Jenaer Nahverkehr weist man mit aller Deutlichkeit zurück, dass die Kündigung im Zusammenhang mit dem Zeitungsbericht und dem Engagement von Kajtazi Dejam steht. Pressesprecher Stefan Dreising betont, dass dieses Engagement privat sei und man das achte. Es sei etwas Normales, nach einer Probezeit auch zu kündigen. Das sei zudem mit dem Betriebsrat abgesprochen. Über die konkreten Gründe könne Dreising jedoch nichts sagen. Das unterliege dem Datenschutz.

Für den gekündigten Busfahrer, der überall in Jena unterwegs war, aber vor allem die Linien 14 und 15 bediente, ist das nicht glaubwürdig. Er habe nie Klagen gehört. Wenn es die Leute wünschten, würde er gern seine Arbeit fortsetzen.