Jena. Bilanz nach einem halben Jahr Agentur für Zwischennutzung in Jena.
Die Agentur für Zwischennutzung zieht Bilanz nach einem halben Jahr. Einige Zwischennutzungen in Einzelhandels- und Büroflächen in Jena seien erste Erfolge. „Grundvoraussetzung erfolgreicher Zwischennutzungen ist die Bereitschaft der Immobilieneigentümer“, sagt Katrin Hitziggrad, die seit April 2020 unter dem Dach der Bürgerstiftung Jena die Agentur für Zwischennutzung aufbaut.
Gemeinsam mit dem Dezernat für Stadtentwicklung wurden die ersten Eigentümer angeschrieben, an deren Leerstand Katrin Hitziggrad nicht vorbeigehen will. Doch die Rückmeldungen sind sehr verhalten. Eine erste Erfolgsgeschichte sei die zeitweise Vermittlung eines ehemaligen Tattoo-Studios in Winzerla an eine Künstlerin.
„Dschungel“ an Verordnungen
Michael Gräf, Geschäftsführer der Heimstätten Verwaltungsgesellschaft Jena mbH, berichtete von seinen Erfahrungen. Er möchte weiter an den Themen der Zwischennutzung angebunden bleiben.
Dass eine solche fruchtbringende Zusammenarbeit der Zwischennutzungsagentur und der Stadtverwaltung auch in Jena möglich ist, verdeutlichten die Referentin von Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD), Claudia Rose, und der Werkleiter von Jenakultur, Jonas Zipf. Sowohl das Dezernat für Stadtentwicklung, als auch der Eigenbetrieb haben sich für die Schaffung einer Zwischennutzungsagentur stark gemacht und fördern Hitziggrads Stelle. „Leerstand zieht Leerstand an, das gilt es zu vermeiden“, sagt Claudia Rose.
„Ideen brauchen Raum“, dieser Ausspruch wurde gerade mehrfach verwendet. Die Vertreter der freien Szene schilderten, wie schwierig es ist, bezahlbare Räume zu finden. Auch Flächen für Open-Air-Formate würden mehr denn je nachgefragt. Für junge Leute, die etwas bewegen wollen, sei Jena auf Grund der fehlenden Räume unattraktiv, und viele würden in andere Städte wie Leipzig oder Berlin abwandern. So sprach Felix Blumenstein den „Dschungel“ an Verordnungen an. In Bremen und in Halle/Saale gebe es bereits vereinfachte Genehmigungsverfahren.
Auf der Dachterrasse vegane Burger
„Es ist wichtig, weiterhin im Gespräch zu bleiben und alternative Konzepte zur Öffnung von Immobilien zu prüfen“, sagt Katrin Hitziggrad. Städte wie Weimar und Erfurt machen es mit dem Aufbau von Kulturgenossenschaften und Mietsyndikats-Projekten vor. Am Schluss gab es die Möglichkeit, Utopien zu entwerfen, und Daniel Schniers (Zwischenzeit-Zentrale Bremen) Idee für Jena fand viel Applaus: „Der Turm im Stadtzentrum wird zum Kunstturm, in jeder Etage ein anderer Club, Ateliers und Ausstellungsflächen. Ganz oben gibt es auf der Dachterrasse vegane Burger.“