Jena. Nach Umzug der Abbebücherei nun das große Einräumen. Zwischenquartier öffnet Montag, 19. August.

Katja Müller fragt in ihrem Büro in der 3. Etage den Besucher von der Zeitung: „Riechen Sie das?“ Und er riecht und weiß, was die Leiterin der Ernst-Abbe-Bücherei (EAB) meint: den Krankenhausgeruch. „Der ist noch irgendwie drin“, so sagt sie über die am Carl-Zeiß-Platz gelegene ehemalige Uni-Augenklinik – das soeben bezogene Zwischenquartier, das die EAB bis zur Fertigstellung des Bibliotheksneubaus am Engelplatz im Jahre 2023 nutzen wird. „Aber das war hier oben ja auch die OP-Etage“, sagt Katja Müller. Und so hofft sie, dass die Reinigungsfirma den irren Rest-Duft aus Borwasser, Jod, Chloroform und Verbandzeug noch neutralisiert, ehe die EAB in der ehemaligen Uni-Augenklinik am Montag, 9 Uhr ihre Pforten öffnet.

Ein anderer Besucher neben den Leuten von der Zeitung ist gestern Thomas Vogl, kaufmännischer Leiter des Eigenbetriebes Jenakultur. Von ihm das dicke Lob: „War ‘ne super Leistung, mit der kompletten Bibliothek vom Volkshaus hierher umzuziehen.“ Doch will Katja Müller nicht verhehlen, dass es jetzt „schon noch chaotisch“ zugeht. Jedes Regal habe in seine Einzelteile zerlegt werden müssen, und keines komme zusammen, wie es war. Der eine oder andere Raum erweise sich doch anders strukturiert als gedacht; und das geplante Inventar entsprechend zu drehen, gehe auch nicht so einfach. Das müsse schon wegen der Statik alles neu abgesprochen werden.

Der Jugendbereich sei im Augenklinik-Zwischenquartier der einzige, der mit neuen Möbeln – Anlieferung am morgigen Mittwoch – ausgestattet wird, berichtet Katja Müller. Zumindest teilweise sollen sie in vier Jahren mit in den Neubau umziehen. „Im Neubau sind dann eventuell zwei, drei Nummern größer nötig“, sagt Thomas Vogl.

Klar zeichnet sich für Katja Müller für den Start am kommenden Montag bereits ab: „Wir werden am Anfang viel Beratungsbedarf haben.“ Das habe nicht zuletzt mit der im Vergleich zum Volkshaus viel kleingliedrigeren Raumaufteilung zu tun, „Wir mussten viel unterbringen, und dabei ging teilweise die Logik verloren. Aber ich bin froh, dass wir so viel untergebracht haben.“

Ob die alte Augenklinik als Bücherei-Heimstatt auch Vorteile birgt gegenüber dem ehemaligen Stammsitz Volkshaus? Gut sei etwa, dass der Kinderbereich nun in sich abgeschlossen ist. – Keine ausreißenden Kinder und weniger Lärm fürs Umfeld im Vergleich zum Volkshaus, wo doch im Erdgeschoss mehrere Bereiche ­ineinander übergingen. Nur müsse sie so wegen der Beaufsichtigung aber auch mehr Leute pro Schicht einteilen, erläutert Katja Müller.

Dass die Bücherei nach der umzugsbedingten Schließung im Vormonat den Lesern fehlt – „das ist schon so“, sagt die EAB-Chefin. „Jeden Tag gehen Leute noch vergeblich ins Volkshaus, und jeden Tag fragen Leute bereits hier bei uns nach.“

Nein, die Insignien der UniAugenklinik sind noch nicht allesamt verschwunden. Überm Erdgeschoss-Zugang, links, zur Nutzer-Theke prangt noch die treffliche Glas-Aufschrift „Ambulanz“. In einem Pausen-Raum haben EAB-Kolleginnen den in die Wand eingelassenen Glasschrank umgenutzt für die Unterbringung von Trinkgläsern; im Nachbarraum gibt es noch keine Umfunktionierung, da künden im gleichen Schrank Aufkleber vom früheren Schrankinhalt: Spülspritzen, Arterienklemmen ...

Mit der Belegungsplanung für die vielen Kinder-Veranstaltungen ist das EAB-Team noch nicht durch, so berichtet Katja Müller. Dafür stehe die Planung für den 25. Lesemarathon. Den Auftakt am 24. Oktober gibt die Lyrik-Professorin, Schriftstellerin und ehemalige Jenaer Leistungssportlerin Ines Geipel mit ihrem neuen Buch „Umkämpfte Zone. Mein Bruder, der Osten und der Hass“.