Jena. Bei der ÜAG-Tochter InJena haben 40 Prozent der Leute im Team eine Behinderung.
Was tun? Die geförderten Maßnahmen auf dem so genannten zweiten Arbeitsmarkt – für Menschen, die schon lange ohne Job leben – seien damals rückläufig gewesen.
So erinnert sich Michael Strosche (63) als Altgedienter bei der einst städtischen und 2012 privatisierten Überbetrieblichen Ausbildungsgesellschaft ÜAG. Und so habe man sich beim Blick auf langzeitarbeitslose und gehandicapte Menschen vor genau zehn Jahren darauf besonnen, „was wir haben“: etwa seit 1991 die hauseigene Tischlerei; dazu die gute Zusammenarbeit mit der Stadt; dazu die traditionell für den Kommunalservice KSJ übernommenen Aufgaben.
Das sei im April 2013 der Zündstoff gewesen für den Start der Inklusionsfirma InJena gGmbH, einer 100-Prozent-Tochter der ÜAG. Seither habe gegolten, sich per Ausschreibung den Aufgaben auf oft schon bekanntem Terrain zu stellen. Und seither stehe die Pflicht, mindestens 40 Prozent Schwerbehinderte bei InJena zu beschäftigen, erläuterte Michael Strosche, der Studienabschlüsse als Bauingenieur und als Sozialpädagoge in der Tasche hat.
Um die 18 bis 20 Leute hätten allein in den letzten zwei, drei Jahren immer den InJena-Stamm ausgemacht. Den Stamm zu halten, sei nicht immer einfach. Hilfe gäben in den Fällen von Leuten mit Behinderung das Integrationsamt und der Integrationsfachdienst. Mitunter komme man nicht zueinander, wenn es zum Beispiel für eine Arbeit vier Stunden am Stück nicht reiche. „Wir verstehen uns aber als Bereich, der für diese Leute da ist.“
Strosche gewinnt dem Bewegungsspielraum der Inklusionsfirma viel Positives ab. „Das Gute ist: Wir sind auf dem ersten Arbeitsmarkt.“ Früher habe mitunter der Vorwurf im Raum gestanden, die ÜAG stelle sich mit den geförderten Maßnahmen in Konkurrenz zum Handwerk. „Heute müssen wir mit den Kollegen die Löhne selbst verdienen. Die gehaltlichen Entwicklungen haben wir mitgemacht – natürlich: Mindestlohn.“ Immerhin zeichne sich ab, dass der im nächsten Jahr auf 14 Euro ansteige.
Michael Strosche sagte es mit Genugtuung: „Es ist so, dass wir schwarze Zahlen schreiben. Die ÜAG muss uns nichts zuzahlen.“ Erarbeitet werden diese Zahlen in verschiedenen Teams etwa für Garten- und Landschaftsbau (samt Pflaster-, Zaun- und Treppen-Projekten) oder für Garten- und Landschaftspflege.
Stolz ist Strosche, dass inJena die letzten beiden Jahre beim kommunalen Immobilieneigenbetrieb KIJ die Ausschreibungen für Einzäunungen der Schulen und Kindergärten gewonnen hat. Oder dass InJena mit zwei Taubenwarten sechs Stadttaubenhäuser und gleichsam die Geburtenkontrolle der Vögel unter ihren Fittichen hat. Die Holzwerkstatt sei Zulieferer für alle Bereiche; sie nutze meistens Holz aus dem Stadtwald, betreue die drei Jenaer Lagerfeuer-Stellen. Und Bestellungen von Wickeltischen und Garderoben für Kitas: auch kein Problem.
Auf Arbeit blüht einem etwas
Gleichwohl beschreibt Strosche die Auftrags-Akquise als differenzierte Angelegenheit. Die Anforderungen im Stadtforst etwa seien komplex; „man muss den Rahmen kennen“. Und InJena kennt ihn wegen der ÜAG-Erfahrungen. Freilich bei den Einzäunungen stehe man „im normalen Wettbewerb“. Und bei der Landschaftspflege sei stets eine „sehr begrenzet Anzahl von Bietern“ zu verzeichnen.
Wo sich Strosche mehr Zuspruch wünscht: zum Beispiel beim Angebot, Blühwiesen anzulegen in Kombination mit Insektenhotels. Das richte sich nicht zuletzt an Firmen in Gewerbegebieten. Statt nur Gras blühen zu lassen, könne man auf eine spezielle Saatmischung zurückgreifen. Wenn das nichts ist: „Man ist auf Arbeit, und es blüht um einen herum.“