Katja Dörn über verwirrende Plakate in Jenas Straßen.

Seit einigen Tagen hängen schlichte Plakate mit schwarzem Druckbuchstaben an den Laternen der Innenstadt. „Deine Geschichte muss nicht stimmen, aber deine Show“, steht da. Oder: „Live like no one else“, lebe wie kein anderer. Man ist verwirrt. Will da jemand subtil Kritik an den Corona-Maßnahmen üben? Das Kleingedruckte weiß Rat: Es handelt sich um eine Aktion des Jenaer Kunstvereins, der den handgestempelten Werbeslogans der Weimarer Künstlerin Anke Stiller Raum gibt.

Kunst liegt ja immer im Auge des Betrachters, aber was das Auge aufnimmt, muss der Kopf verarbeiten. So ist der Satz „Warte nicht, bist du zu alt bist“ verwirrend. Hat die Künstlerin da ein „bist“ zu viel gestempelt? Anke Stiller lässt nach Kritik auf Facebook wissen: „Fehler sind in das Konzept dieser Arbeit implementiert.“ Sie würden erst den Charme der mit Kinderstempeln angefertigten Drucke ausmachen und das Alltägliche widerspiegeln. Aha.

Man könnte das Prinzip auch auf andere Bereiche anwenden. Waren vielleicht die für kurze Zeit zugeklebten Ampeltaster oder die abgesperrten Bänke in Jena auch nur Kunst im öffentlichen Raum? Ein Zeichen dafür, dass auch Kommunalpolitik in dieser ungewissen Zeit fehlbar ist? Zu schön, dieser Gedanke.