Jördis Bachmann über Ambivalenzen und Kater Horst.

Geht es um Tiere, schlagen die Emotionen schnell hoch. Die Geschichte um Kater Horst alias Ozzy, die sich jüngst in Stadtroda ereignete, löste in den sozialen Medien eine Flut an Kommentaren aus.

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Kater Horst bleibt in Stadtroda

Nun drängt sich dem Redakteur der Gedanke auf, dass unter den Haustierliebhabern sicher auch einige sind, die Schweine und Rinder verzehren, zumindest aber ihre Haustiere mit Futter versorgen, welches wiederum aus anderen Tieren hergestellt wurde. Rassentrennung in der Tierliebe gewissermaßen.

Jördis Bachmann
Jördis Bachmann © Privat

Solche Ambivalenzen begleiten uns überall – nicht nur beim Thema Tierliebe. Im besten Falle erkennt man sie und versucht, die Widersprüche auszuhalten oder gar aufzulösen.

Unsere beiden derzeitigen jungen Redaktionspraktikanten entsagen dem Fleischkonsum und erklärten mir: Für viele Menschen Anfang 20 sei dies Normalität. Schön, das zu hören. So schiebe ich meine persönliche fleischgewordene Inkonsequenz auf mein Alter – eine billige Ausrede.

Die Hoffnung allerdings, dass weniger Fleisch-Konsum zum Ende der umweltschädigenden und qualvollen Massentierhaltung führen könnte, haben zumindest unsere Praktikanten nicht. Doch der Konsument hat Einfluss. Jüngstes Beispiel: die Kaugummistreifen von Wrigley’s. Die werden seit 1893 hergestellt – viel länger als der Begriff Massentierhaltung existiert. Nun wird die Produktion aufgrund mangelnder Nachfrage eingestellt. Vielleicht ist der Einflussbereich jedes Einzelnen also doch größer als man glaubt.

Was in jedem Falle im eigenen Einflussbereich liegt, ist der respektvolle Umgang mit der Umwelt und miteinander – auch in den sozialen Medien. Kater Horst dürfte das alles schnuppe sein, er steht ja nicht auf unserem Speiseplan.