Thomas Stridde über das Geheimnis der Zahlen.

Mal etwas flapsig gesagt zum Schuljahresbeginn: Eins plus eins muss nicht gleich zwei sein, schon wenn nur in einer der beiden Einsen eine bislang unerkannte Dimension steckt. Beispiel – die Zahl der Lehrerstellen, die zum Schuljahresanfang noch nicht besetzt sind.

Jenas Linken-Landtagsabgeordneter Torsten Wolf vermeldete in der Vorwoche, dass in Jena gemäß Schulamtsangaben noch fünf Lehrerstellen nicht besetzt seien. Die Angabe verwunderte uns insofern, als zum Beispiel die im Neubau am Jenzigweg gestartete Gemeinschaftsschule Wenigenjena allein sechs leere Lehrerestellen zu beklagen hatte. Doch muss das kein Widerspruch sein, so war zu hören von Henry Fischer, dem stellvertretenden Leiter des Staatlichen Schulamtes Ostthüringen Gera, das für Jena zuständig ist.

Wie er es beschreibt, sind einerseits die Schülerzahlen am Jahresanfang noch in Bewegung. Deshalb müssen die Schulleiter in diesen Tagen die genauen Zahlen nachmelden, und entsprechend könnten Nachjustierungen bei den Lehrerstellen-Zahlen vonnöten seien. Andererseits ist in den Planungen des Schulamtes zu unterscheiden zwischen langfristig zu besetzenden, sprich: unbefristeten Stellen und befristeten Stellen. Der befristete Bedarf entsteht zum Beispiel, wenn Lehrer sich längerfristig krank melden, später aber wieder in das Lehrerleben eintauchen wollen.

Der weit schönere Anlass für neuen Bedarf an befristeten Stellen: Jüngere Kolleginnen vermelden ihrer Chefin, ihrem Chef, dass sie in froher Erwartung sind. Ein unbefristet neu angestellter Lehrer plus ein Lehrer, der eine Kollegin während ihrer Elternzeit vertritt, ist also nicht gleich zwei Lehrer. Jedenfalls nicht so richtig.