Thomas Beier über den Wunsch nach einer Abstellsatzung.

Radfahrer klagen inzwischen genauso leidenschaftlich über fehlende Parkplätze wie Autofahrer seit Mitte der 90er Jahre. Die Politik hat verstanden und will in Jena analog zur bestehenden Pkw-Stellplatzsatzung eine Abstellsatzung auf den Weg bringen – damit beim Neubau von Häusern zwangsläufig mehr Ständer, Bügel oder Keller für Räder entstehen.

Mitstreiter der rührigen AG Radverkehr drängeln jetzt, indem sie nachfragen, was aus dieser Idee geworden ist. Denn das ist ja kein Hexenwerk. Viele Städte haben solch ein Papier seit Jahren. Zum Beispiel München, das ja manchmal als das Jena des Westens gilt. In der Münchener Fahrradabstellplatzsatzung steht geschrieben, dass beim Neubau von Mehrfamilienhäusern pro 40 Quadratmeter Wohnfläche ein Fahrradplatz zu bauen ist, vor Münchener Schulen müssen es zehn Stellplätze pro Klassenzimmer sein und an Hochschulen für fünf Studenten einer.

Wo steht Jena? Manche Plätze und Fußgängerzonen sind echte Krisengebiete, weil abgestellte Räder sich stapeln. Im Gegensatz dazu soll es in Jena neugebaute Wohnanlagen geben, wo teure Pkw-Tiefgaragenplätzen leer stehen. Einfach, weil längst nicht mehr jede Stadtfamilie ein bis zwei Autos hat. Es müsste bei der Stellplatzablöse eine Verrechenbarkeit zwischen Auto und Rad geben!

Heute beginnt das dreiwöchige Stadtradeln in Jena. Da treten bunte Teams für Klimaschutz und Lebensqualität in die Pedale. Zum Auftakt steuert eine Gruppe um den Oberbürgermeister übrigens einen Golmsdorfer Weinberg an. Hoffentlich reichen bei reger Teilnahme die Fahrradständer aus. Das wäre gut am Weingut.