Michael Groß erinnert sich an Innenstadt vor 50 Jahren.

Ich kann mich noch recht gut erinnern an jene Wochen vor dem Abriss der alten Innenstadt. Das ist 50 Jahre her, und ich zog mit einer alten Kamera der damals populären Kameramarke Pouva Start los, um noch einmal die mir so vertrauten Ecken abzulichten – der gute alte Eichplatz, auf dem ich mit Freunden so oft gespielt hatte, die lange Leutrastraße, wo ein Geschäft neben dem anderen war.

Da gab es das Schreibwarengeschäft Kästner, den Blumenladen Grimm, Spielwaren Stede oder auch die Rossschlächterei mit Gaststätte, die viel besuchte Kunstgewerbehandlung Kuhn und natürlich das Haus des Augenoptikers Röher sowie der Milchladen in der Rinne. All das ist dahingegangen, und damit hat Jena nicht nur ein Stück historische und freilich zu diesem Zeitpunkt wegen mangelnder Instandhaltung schon reichlich heruntergekommene Altstadt unwiederbringbar verloren, sondern auch ein Stück Identität. Diese Lücke vermochte der neu erbaute Uniturm und heutige Jentower nicht zu schließen.

Aber ein wenig Hoffnung bleibt: Vielleicht kann ja eine künftige, interessante und vor allem menschenfreundliche Neubebauung des Eichplatzes da ein wenig dran ändern. Bis dahin bleiben die Erinnerungen, aber auch Wehmut und Verärgerung. Denn man stelle sich nur einmal vor: Was wäre aus der Leutrastraße geworden, wenn sie die DDR überlebt hätte? Wohl doch eine schmuck sanierte Straße zum Flanieren mit Verweilen auf einem gepflegten Eichplatz.

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