Meinung: Holunder muss weg

Thomas Stridde
Thomas Stridde

Thomas Stridde

Foto: Thomas Stridde / Thomas Beier

Über die Wertschätzung der Laien

In kleinem Mittagessenkreis flogen neulich die Bälle des Klagens von Redaktionskollege zu Redaktionskollege: Ach, diese 80 Millionen Fußballnationaltrainer, diese 80 Millionen Heizungsbauer, diese 80 Millionen Mediziner, diese 80 Millionen Pädagogen, diese 80 Millionen Journalisten! Sind denn alle schlauer als die Experten? Ja, auf diese Art muss man sich mal Luft machen dürfen. Und doch sollte das Klagelied nicht zur Heiligsprechung des Expertentums führen. Das wäre eine Variante, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Zum Beispiel haben Jenaer Sportsleute soeben in höchstem Maß jene Architekten, Bauingenieure und Bäder-Experten gelobt, die die neue Lobedaer Sportschwimmhalle planten und realisierten. „Die Zusammenarbeit war sehr kooperativ“, sagte Jörg Fuchs als Sportler und Mitstreiter einer Bürgerinitiative, die das Projekt einst gefordert, politisch angestoßen und allzeit befeuert hat. Und Fuchs zwitscherte auch nicht in Socialmedia-Tonlage, dass er die für die Halbierung des 50-Meter-Beckens installierte Verschiebebrücke doof finde. Er sagte sachlich: „Ob sie gut ist, wird der Betrieb zeigen.“

Anderes Beispiel: Im Vorgespräch zum nächsten Jenaer „Tag der offenen Gärten“ berichtete Organisator Wolfram Stock, wie spannend an einem solchen Tag die Gespräche zwischen Besuchern und Besitzern sein könnten. Wolfram Stock erinnerte sich an einen zurückliegenden „Tag der offenen Gärten“, als er sein eigenes grünes Refugium als einen der Anlaufpunkte bereitgehalten hatte. Eine ältere Dame habe sich den Bewuchs des Gartens angeschaut und zu ihm gesagt: Der Holunder muss weg. „Und sie hatte recht“, erzählte Wolfram Stock.

Er arbeitet seit Jahrzehnten als Landschaftsarchitekt.