Frankfurt am Main/Jena. Sechs Ostvereine starten in die neue Drittliga-Saison. Chemnitz ist wieder da, aufgestiegen aus der Regionalliga. Magdeburg ist auch zurück, aber abgestiegen nach nur dem Debütjahr in der zweiten Liga. Die Ansprüche der Teams sind unterschiedlich.

Mit sechs Clubs stellten die Vereine aus Ostdeutschland fast ein Drittel der Teams in der 3. Fußball-Liga. Sie gehen mit unterschiedlichen Chancen in das Rennen um den Aufstieg und in den Kampf gegen den Abstieg.

Klassenerhalt für Jena oberstes Ziel

Die Fans müssen sich auf eine völlig neue Mannschaft des FC Carl Zeiss einstellen. Im Sommer trieb Trainer Lukas Kwasniok einen riesigen Umbruch voran, zehn Spieler verließen den Verein. Die Abgänge der Leistungsträger Manfred Starke und Maximilian Wolfram, die zu den Liga-Konkurrenten 1. FC Kaiserslautern und Ingolstadt wechselten, tat den Verantwortlichen des FCC besonders weh. Dafür konnten die Saalestädter Stürmer Julian Günther-Schmidt nach zwei Jahren Ausleihe fest verpflichten.

Mit elf neuen Spieler unter Vertrag und einem stark verjüngten Kader will Jena in der Liga auf sich aufmerksam machen. Das Besondere: Für viele ist es laut Kwasniok die zweite, dritte oder gar letzte Chance um sich im Fußballgeschäft zu beweisen. Das große Ziel für die Jenaer ist auch diese Saison der Klassenverbleib. Nach dem sensationellen Schlussspurt in der abgelaufenen Spielzeit will der FCC diesmal so früh wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Zum Auftakt empfangen sie am Montag den Zweitliga-Absteiger und ehemaligen Bundesligisten 1. FC Ingolstadt.

1. FC Magdeburg mit Neustart und viel Respekt

Nach dem Abstieg ist beim 1. FC Magdeburg fast alles neu. 18 Spieler verließen den Verein, darunter Leistungsträger wie Philip Türpitz, Marius Bülter und Dennis Erdmann, in Nils Butzen und Christopher Handke auch zwei Urgesteine. Das lief zum Teil nicht geräuschlos ab, Butzen und Handke fühlten sich beispielsweise nicht fair behandelt.

Auch auf der Trainerbank gab es einen Wechsel: Stefan Krämer ersetzt den letztlich erfolglosen Michael Oenning. Beim Coach wollten die FCM-Verantwortlichen einen Mann mit Erfahrung in Liga 3, im Kader setzen sie auf eine Mischung aus Talenten und gestandenen Spielern, wie Jürgen Gjasula, Mario Kvesic und Sören Bertram. Sie haben ihre Qualitäten auch schon höherklassig nachgewiesen.

Vor dem Ligastart mit dem offiziellen Eröffnungsspiel gegen Eintracht Braunschweig am Samstag ist viel Respekt vor der Spielklasse zu spüren. Auf das Ziel direkter Wiederaufstieg wollen die Magdeburger nicht festlegen lassen. Aber: In drei Jahren wollen sie an der Elbe spätestens wieder eine Klasse höher spielen.

Halle wieder unter den Aufstiegsaspiranten

Der Hallesche FC (hier im Test gegen Erfurt) gehört wieder zu den Aufstiegsaspiranten.
Der Hallesche FC (hier im Test gegen Erfurt) gehört wieder zu den Aufstiegsaspiranten. © Frank Steinhorst-Pressefoto | Frank Steinhorst

In der vergangenen Saison wurde der Aufstieg in die 2. Bundesliga nur knapp verpasst, am Sonntag kann der Hallesche FC gegen den KFC Uerdingen den ersten Schritt für einen neuen Anlauf machen. 66 Punkte holte das Team von Trainer Torsten Ziegner in der Spielzeit 2018/2019, konnte sich vor allem auf die Qualität von Torhüter Kai Eisele verlassen, der lediglich 34 Tore kassierte und damit den besten Wert der Liga erreichte. Und Eisele steht auch in der kommenden Saison wieder zwischen den Pfosten des HFC, nachdem er seinen Vertrag bereits im Februar verlängerte.

Tore erzielen soll Jonas Nietfeld, den der HFC vom Zweitligisten SSV Jahr Regensburg holte. "Mit mehr als 100 Spielen in der 2. und 3. Liga bringt Jonas Nietfeld Erfahrung, Robustheit und Mentalität mit", lobte ihn Sportdirektor Ralf Heskamp bei der Verpflichtung. Zudem soll Stürmer Florian Hansch für Treffer sorgen, der vom SV Sandhausen ausgeliehen wurde. Ansonsten setzen die Hallenser vor allem auf Kontinuität und dürften wieder zu den Aufstiegsaspiranten zählen.

Zwickau startet mit früherem Abwehrchef als Sportdirektor durch

Ausgerechnet bei Angstgegner SV Meppen startet der FSV Zwickau in seine vierte Drittliga-Saison. Von bislang zwölf Duellen mit den Emsländern konnten die Sachsen erst eins gewinnen. Diese negative Bilanz soll am Samstag aufgebessert werden. Ein erfolgreicher Auftakt soll die Basis für einen ähnlich guten Saisonverlauf wie im vergangenen Spieljahr sein, als der FSV am Ende auf dem siebten Tabellenplatz kam. Trotz des positiven Abschneidens wurde in der Sommerpause ein größerer Umbruch in Zwickau vollzogen.

13 Spieler haben den Verein verlassen, elf Neuzugänge wurden verpflichtet. "Wichtig war, dass wir unsere Leistungsträger halten und den Kader durch Spieler anreichern konnten, die neben Qualität auch andere Attribute mitbringen, um uns fußballerisch vielleicht nicht mehr so leicht ausrechenbar zu machen – ohne, dass wir dabei unsere Identität verlieren", sagte der neue Sportdirektor Toni Wachsmuth zur Kaderzusammenstellung. Der Klassenverbleib sei auch in der Saison 2019/20 das vorrangige Saisonziel des FSV, betonte der ehemalige Abwehrchef.

Aufsteiger Chemnitz kämpft mit Verletzungssorgen

Der Chemnitzer FC hat nach einem Jahr Regionalliga (hier im Spiel beim ZFC Meuselwitz) den Wiederaufstieg geschafft.
Der Chemnitzer FC hat nach einem Jahr Regionalliga (hier im Spiel beim ZFC Meuselwitz) den Wiederaufstieg geschafft. © Mario Jahn/dpa

Durch den souveränen Staffelsieg in der Regionalliga Nordost kehrt der Chemnitzer FC nach nur einem Jahr Abwesenheit in die 3. Fußball-Liga zurück. Zum Aufsteigerduell erwartet die Mannschaft von Trainer David Bergner am Sonntag den SV Waldhof Mannheim im Stadion an der Gellertstraße. "Wir sind bereits während unserer Aufstiegssaison gut damit gefahren, uns von Tag zu Tag verbessern zu wollen", sagte Bergner. Auf ein konkretes Saisonziel will er sich offensichtlich nicht festlegen: "Wir werden in jedem Spiel an das Limit gehen und sehen, was unter dem Strich herauskommt."

Sieben Neuzugänge wurden in der Sommerpause verpflichtet, darunter der bulgarische Nationalspieler Georgi Sarmov. Überschattet wurde die Vorbereitung von zwei schweren Verletzungen. Innenverteidiger Kostadin Velkov fällt mit einem Meniskusriss wochenlang aus. Noch schlimmer hat es Ioannis Karsanidis erwischt. Der Mittelfeldspieler zog sich beim 4:1-Sieg zur der Generalprobe gegen den türkischen Erstligisten Alanyaspor einen Kreuzband- und Außenmeniskusriss im rechten Knie zu. "Mit Karsa verlieren wir für die nächsten Monate einen unermüdlichen Arbeiter. Der Ausfall ist besonders bitter, da er sich im Laufe der Rückrunde und in der Vorbereitung zu einer echten Stütze im Mittelfeld entwickelt hat", erklärte Bergner.

Rostock vor dem nächsten Aufstiegsanlauf nach Radikal-Personalkur

Hansa Rostock nimmt mit einem radikal veränderten Kader schon zum achten Mal Anlauf, in die 2. Fußball-Bundesliga zurückzukehren. Bereits elf neue Spieler gehören zum Kader. Weitere Verstärkungen vor allem in der Offensive werden noch gesucht. 13 Spieler, darunter Kapitän Oliver Hüsing und Torhüter Ioannis Gelios, haben den Vorjahres-Sechsten verlassen.

Angesichts des neuerlichen Personalumbruchs dämpft Trainer Jens Härtel die Erwartungen. "Wir müssen uns weiterentwickeln, besser sein in vielen Bereichen als in der letzten Saison. Dann muss man vielleicht auch mit einem Platz leben, der vielleicht nicht reicht, um das ganz große Ziel zu erreichen", sagte der 50-Jährige. In Sachen Zukunft setzen die Hanseaten vor allem auf den Faktor Talent. Einzig namhafte Zugänge mit Erfahrungsfaktor sind in Markus Kolke (SV Wehen Wiesbaden) ein gestandener Drittliga-Keeper und in Korbinian Vollmann (SV Sandhausen) ein Offensivspieler, der einige Jahre in der 2. Bundesliga spielte.