Jena. Nachgehakt: Haben Studenten die Meinungsfreiheit eingeschränkt und verhindert, dass der Politologe reden konnte?

Haben Studenten der Friedrich-Schiller-Universität die Meinungsfreiheit eingeschränkt und verhindert, dass der Politologe Torsten Oppelland reden konnte? Nach unserem Bericht am vergangenen Samstag widersprechen sich die Aussagen.

Der Jenaer Politologe Torsten Oppelland.
Der Jenaer Politologe Torsten Oppelland. © Marco Schmidt

Dass er ausgebuht und ausgepfiffen wird, damit hat Torsten Oppelland offenbar gerechnet: „Dass das Ganze in einer emotionalen Atmosphäre stattfinden würde, war mir klar“, sagt Oppelland auf Anfrage. Zwar hätten ihn manche Studenten durchaus unterbrochen aber er habe die für ihn wesentlichen Punkte darlegen können. Es habe ihn sogar gefreut, sprechen zu dürfen: „Dass das so zustande gekommen ist, habe ich als Ausdruck der Liberalität und des Pluralismus’ verstanden. Denn dass ich nicht so ganz im Sinne des Aufrufs sprechen würde, war zweifellos klar!“

Julia Kaiser und Debora Heiden moderierten die Veranstaltung. Nach ihren Worten erteilten sie Oppelland bewusst den ersten Redebeitrag, damit er die Chance habe, seine Aussage zu erklären. Dass manche Teilnehmer versuchten, den Politikwissenschaftler zu unterbrechen, lehnen beide ab. „Aus dem Publikum wurde Herr Oppelland immer wieder mit Buhrufen bedacht, woraufhin wir darum baten, dies zu unterlassen“, sagen sie.

Da der Wissenschaftler kein Hauptredner war, sondern lediglich ein Statement abgab, hatte er nur zwei Minuten Redezeit. „Diese nutzte Herr Oppelland, indem er mindestens sechs bis acht Minuten eine Rechtfertigungsrede zu seinem Statement vom Donnerstag in der Zeitung hielt“, sagt der Landtagsabgeordnete Torsten Wolf (Linke).

Der Jenaer Politologe nannte in einem Interview mit unserer Redaktion die Wahl des FDP-Mannes Thomas Kemmerich keinen „demokratischen Sündenfall“.