Ostermarsch in Jena vereint 200 Menschen

Thomas Stridde
| Lesedauer: 3 Minuten
Etwa 200 Leute waren beim Jenaer Ostermarsch am Sonnabend dabei. Nach der Kundgebung auf dem Holzmarkt verlief der Marsch über den Nonnenplan, über Rathausgasse und Johannesstraße, dann über den Teichgraben zurück zum Holzmarkt.

Etwa 200 Leute waren beim Jenaer Ostermarsch am Sonnabend dabei. Nach der Kundgebung auf dem Holzmarkt verlief der Marsch über den Nonnenplan, über Rathausgasse und Johannesstraße, dann über den Teichgraben zurück zum Holzmarkt.

Foto: Thomas Stridde

Jena.  Mahnwache zu getöteten ukrainischen Kindern auf der anderen Straßenseite. Demo-Vorwurf: „Militarismus pur“

Ein paar Schritte auf dem diplomatischen Drahtseil waren am Sonnabend vor Beginn der Jenaer Ostermarsch-Kundgebung auf dem Holzmarkt wohl vonnöten: Mitorganisatorin Sabine Lötzsch vom Jenaer Friedenskreis verwies auf die 30 Meter entfernte Mahnwache am Beginn der Löbderstraße, wo Ukrainerinnen und Ukrainer an die beim russischen Angriffskrieg getöteten Kinder erinnerten. Das sei „nicht als Gegendemo“ angelegt, sagte Sabine Lötzsch vor 200 Ostermarsch-Teilnehmern. „Wir sehen das große Leid. Uns eint die Forderung nach Frieden in der Ukraine.“

Nur Sieg oder Niederlage

Die Forderung nach einer „Welt, die von Waffen nichts mehr hält“ sprach Angelika Hesse von der Friedensgruppe Jena an. Indessen seien zum Beispiel am rheinland-pfälzische Fliegerhorst Büchel modernisierte US-Atomwaffen ausgetauscht worden; und das „Scharfmachen der Bomben liegt in den Händen der USA“. Aus Angelika Hesses Sicht hat Deutschland in der jetzigen Kriegslage „eine Mitverantwortung für Sterben und Zerstörung“; die Bundesregierung komme ihrer grundgesetzlich verankerten friedensstiftenden Rolle nicht hinreichens nach. Die „Spirale der Hochrüstung“ sei in Gang gesetzt. „Das ist Militarismus pur.“ Und so obwalte ein Denken, das „nur Sieg oder Niederlage“ kenne, derweil Fachleute, die daran zweifeln, diskreditiert würden. Wo seien die Politiker, die einen Weg in Richtung Frieden und Abrüstung weisen?

Verschiedene Meinungen zum Wie

Valerii Shkuropat, ein in Jena lebender Ukrainer, merkte an, es gebe wohl „verschiedene Meinungen, wie Frieden erreicht wird“. Der Abzug der Russen aus besetzten Gebieten bleibe eine wichtige Forderung. Es sei so viel Schreckliches ans Licht gebracht worden in Gebieten, die von der Ukraine befreit wurden.

Nächster Redner: Der Westen müsse „wenigstens in Rechnung stellen, dass Russland die Nato für imperialistisch hält“, wenn „Putin zum absoluten Feind“ erklärt und als „imperialistischer Diktator“ eingeordnet werde, so merkte Manuel Vogel an, Theologie-Professor an der Friedrich-Schiller-Universität. Es sei angezeigt zu sagen, „dass Misstrauen auf Gegenseitigkeit beruht“. Und doch scheint aus Vogels Sicht die Zeit für Gespräche zwischen den Kriegsparteien günstig; sie hätten beide gezeigt, dass sie es ernst meinen. Der Westen müsse zu einem Freiraum für Gespräche beitragen, in denen „beide Seiten ihre Sichtweise erläutern“.

Barbara Bodechtel von der Organisation IPPNW „Internationale Ärzten für die Verhütung eines Atomkrieges“ sprach die CO2-Freisetzung durch Kriege an, die „gigantisch und klimarelevant“ sei. „Wenn wir überleben wollen, können wir uns keine Kriege mehr leisten.“

Wegen der Nationalflaggen

Kleiner Zwischenfall: Die Veranstalter hatten sich zu Beginn ausbedungen, dass während der Demo keinerlei Nationalflaggen gezeigt werden. Und so wurde ein Teilnehmer zur Räson gerufen: Sein mit den deutschen und russischen Trikoloren geschmücktes Plakat enthielt die Forderung, dass vier Prozent des Bruttoinlandprodukts unter anderem für die „Völkerfreundschaft Berlin – Moskau“ aufgebracht werden mögen. Auf der Rückseite war ohne jegliche Flaggen zu lesen: „Nato, die gefährlichste Mafia der Welt“.