Jena/Dresden. Wenn das Baby im Mutterleib nicht richtig wächst: Frauen mit einer Risiko-Schwangerschaft sollen besser betreut werden. Die Unikliniken Jena und Dresden haben ein vierjähriges Pilotprojekt gestartet.

Die Unikliniken in Jena und Dresden starten ein vierjähriges Pilotprojekt in Ostthüringen und Ostsachsen: Sie wollen Schwangere, deren Baby im Mutterleib nicht richtig wächst, von der 10. Schwangerschaftswoche an und bis zum vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes engmaschig durch ein Expertenteam betreuen. Denn damit steigt die Chance, dass das Baby einen guten Start ins Leben hat und sich auch nach der Geburt gut entwickelt.

Bislang ist eine solche Betreuung kein Standard: Schwangere, bei denen das Risiko besteht, dass das Baby schlecht wächst, können zwar in der 13. Woche eine Spezialuntersuchung in Anspruch nehmen. Diese ist aber eine individuelle Gesundheitsleistung, die etwa 90 Euro kostet und nicht von den Kassen übernommen wird. Dabei besteht bei einem Wachstumsmangel die Gefahr, dass Babys zu klein auf die Welt kommen oder im schlimmsten Fall sogar im Mutterleib sterben.

Im Rahmen der Studie werden für die Teilnehmerinnen nicht nur die Kosten für diese Untersuchung übernommen, sondern auch die für Untersuchungen beim Frauen- und später beim Kinderarzt, die über die Standardvorsorge hinaus notwendig sind – bislang haben die Ärzte sie zwar durchgeführt, aber ohne Vergütung. Mit abgedeckt sind zudem Honorare für Psychologen, die die betroffenen, oft unter starken Ängsten leidenden Eltern durch Gespräche begleiten. Auch dieses Angebot ist nicht Bestandteil der normalen Vor- und Nachsorge.

Auf den Weg gebracht hat den sogenannten „Feto-Neonatalen-Pfad“ vor allem das Team um Mario Rüdiger vom Uniklinikum Dresden, das bereits zwei Jahre Arbeit investiert und auch erreicht hat, dass der vom Bund aufgelegte Investitionsfonds dafür fünf Millionen Euro zur Verfügung stellt. Mit im Boot sind außerdem die Kassenärztlichen Vereinigungen Sachsen und Thüringen, die AOK Plus und die Barmer. „Wir hoffen, in Summe zeigen zu können, dass sich eine strukturierte Betreuung von solchen risikobedrohten Kindern lohnt“, sagt Hans Proquitté, Leiter der Sektion Neonatologie an der Jenaer Uniklinik. Womöglich könne der Pfad dann auf ganz Deutschland ausgerollt werden. Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin an der Uniklinik Jena, verdeutlicht die Dimension des Problems: Jedes zehnte Ungeborene wächst zu langsam, jedes 20. hat eine schwere Wachstumsverminderung.