Stiebritz. Nicole Koch aus Stiebritz hat privat eine Spendenaktion gestartet, um todkranken Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen. Sie lädt ein zum großen Pizza-Schmaus.

„Es ist ein krasses Gefühl, wenn man sich von einem fremden Menschen verabschiedet und man weiß, dass man ihn wohl nie wieder sehen wird, weil er bald sterben wird. Diese Momente prägen – und man hat plötzlich eine völlig andere Sicht auf das eigene Leben. Man lernt das Leben mehr zu schätzen“, sagte Nicole Koch aus Stiebritz.

Die 31-Jährige, die aus dem Bereich der Altenpflege kommt, engagiert sich ehrenamtlich seit zwei Monaten für den Thüringer Wünschewagen, der beim Arbeiter-Samariter Bund (ASB) in Jena angesiedelt ist. Auslöser war ein Gespräch mit einer ehemaligen Freundin aus der Grundschulzeit. „Ich war von dem Gespräch emotional so ergriffen. Für mich stand von diesem Moment an fest, da muss man sich in irgendeiner Art einbringen. Da muss man helfen“, sagte Koch.

Sie telefonierte mit den Verantwortlichen des ASB in Jena und nahm an einem ganztägigen Einführungslehrgang in Jena teil. Parallel startete sie auf den sozialen Netzwerken einen privaten Spendenaufruf. Der brachte bisher mehr als 1460 Euro ein.

„Der Aufruf ist transparent. Man kann genau einsehen, wie hoch der Spendenstand ist. Das ist ganz wichtig. Die Leute werden heutzutage das gesamte Jahr über mit Bitten um Spenden überschüttet. Oftmals wissen sie gar nicht, was mit dem Geld tatsächlich passiert oder wie viel Geld in der Verwaltung hängen bleibt. Bei meinem Aufruf geht das Geld eins zu eins an den ASB.“ Dabei will es die junge Frau aber nicht belassen. Ihr kam die Idee mit einer Veranstaltung in ihrem Heimatort. „Bei uns in Stiebritz gibt es im Jahr zwei große Feste auf dem Gelände des Backofens. Der befindet sich gleich neben der Kirche. Da wird Kaffee und Kuchen gereicht. Beim letzten Mal hatte ich den Helfern Pizza gebacken. Die Resonanz war so gut, dass ich mir dachte, das könntest du vielleicht ausbauen“, sagte sie.

So entstand die Idee für einen Pizza-Abend am 31. August ab 18 Uhr. Auch diesmal will sie Gelder für den ASB-Wünschewagen sammeln. „Wir planen mit 100 Stück Pizza, vielleicht auch etwas mehr. Die Besucher und Gäste müssen nichts für die Pizza bezahlen. Sie ist kostenlos. Wir werden aber Spendenbüchsen aufstellen. Da kann jeder Gast so viel Geld hinein werfen, wie er möchte.“ Eingeladen hat sie auch das Team vom Jenaer Wünschewagen. „Alle werden an diesem Tag nicht kommen können. Sie sind im Einsatz. Sie erfüllen einem Patienten einen letzten Wunsch, der noch einmal ein Rennen bei der Formel 1 live erleben wollte. Da der Wunsch sehr groß ist, handelt es sich um eine Gemeinschaftsaktion mit dem Wünschewagen aus Dresden.“

Das Geld, das durch den Pizza-Abend eingespielt wird, soll noch am gleichen Abend an die Mitarbeiter des ASB übergeben werden.

Gespannt ist Nicole Koch auf die Resonanz der einheimischen Bevölkerung. „Ich habe im Schaukasten der Gemeinde schon einen Flyer ausgehängt. Wir werden in den kommenden Tagen noch in jeden Briefkasten im Ort Zettel einwerfen, um möglichst viele Leute anzusprechen.“ Sie hofft auch auf Gäste aus Richtung Jena. Durch die Baumaßnahmen ist der Ort Stiebritz nicht so einfach zu erreichen. „Man kommt am besten nach Stiebritz, wenn man über Dornburg oder Isserstedt fährt.“

Das Projekt Wünschewagen will sie noch bekannter machen, „weil ich es für sehr wichtig halte und offenbar noch nicht jeder weiß, worum es dabei geht. Mit dem Wünschewagen werden nicht irgendwelche Wünsche erfüllt. Hier geht es um todkranke Menschen mit einer nur noch geringen Lebensdauer. Den Menschen, jung oder alt, soll ein letzter Wunsch erfüllt werden. Ich finde das Projekt unglaublich toll. Deshalb unterstütze ich es auch nach besten Kräften.“