Orlamünde. Für Brigitte Roth ist es wichtig, auch mit fast 76 Jahren kein Moos anzusetzen.

„Ich bin nun wirklich kein Couch-Typ. Ich kann mich nicht den ganzen Tag zu Hause aufhalten und vielleicht nur Fernsehen schauen. Ich muss etwas tun. Ich muss unter Leuten sein. Sonst würde mir wahrscheinlich irgendwann die Decke auf den Kopf fallen. Und das möchte ich nicht“, sagte Brigitte Roth aus Orlamünde.

Im September feiert sie ihren 76. Geburtstag. Doch wie eine fast 76-Jährige fühlt sie sich noch nicht, „ich bin immer noch ganz gut zu Fuß. Ich bin geistig ganz gut beisammen. Natürlich gibt es bei mir auch das eine oder andere Wehwehchen, das gehört aber nun mal dazu. Ich genieße das Rentner-Dasein.“

In ihrem Berufsleben war sie in der Tourismus-Branche tätig. „Als dann das Rentenalter immer näher heranrückte, habe ich mich schon umgeschaut, habe ich mich informiert, wie ich mich danach einbringen kann in die Gesellschaft. Das ist ganz wichtig. Das würde ich auch jedem anderen empfehlen, der Rentner wird. Man braucht einfach eine Aufgabe, sonst fällt man schnell in ein tiefes Loch. Da kommt man nur schwer wieder heraus.“

Den Burgverein Orlamünde kannte sie schon lange. „Wenn man in Orlamünde wohnt und lebt, kennt man natürlich nicht nur die Kemenate. Die Burg ist ja das Wahrzeichen. Mit der Burg verbinden sehr viele unseren Ort. Und dann kennt man auch den Burgverein. Der Verein hat nicht nur in Orlamünde einen sehr guten Namen“, sagte Roth.

Die Geschichte, wie sie zum Burgverein kam, ist unspektakulär. Sie sprach die damalige Vereinschefin Margit Müller auf der Straße an. „Ich hatte sie gefragt, ob ich mich in irgendeiner Form aktiv mit einbringen kann im Burgverein.“ Das war 2007. Auf einer Vorstandssitzung durfte sie sich vorstellen. Die Mitglieder waren einverstanden.

Den Schritt vor über zwölf Jahren hat Brigitte Roth nicht bereut. „Wir sind ein gutes Team. Alles wird offen diskutiert. Jeder darf seine Meinung äußern und zwar zu allen Themen.“

Der Erfolg gibt den Mitgliedern recht. Die verschiedenen Veranstaltungen, die das Jahr über vom Burgverein organisiert werden, sind alle durchweg sehr gut besucht. „Das ist doch ein Beleg, das wir einiges richtig machen müssen“, sagte Roth am Rande der 24. Auflage des Burgfestes. Sie betreute mit anderen Vereinsmitgliedern einen der Stände auf dem Gelände der Kemenate. „Wir haben immer unseren Spaß. Wir kommen mit den Besuchern ins Gespräch. Wenn dann das Wetter noch halbwegs mitspielt, sind das die schönsten Tage, die es gibt“, sagte sie über ihr kleines Team.

Aus dem Burgverein heraus hat sich eine Wandergruppe gebildet, die einmal die Woche aktiv ist. „Wir sind eine lustige Runde. Wir nutzen die Touren, um die Umgebung kennenzulernen. Wir reden auch über die Arbeit im Burgverein. Es ist einfach ein schönes Miteinander.“

Der Wochenplan der 75-Jährigen ist vollgepackt – von Montag bis Freitag. Sie geht kegeln und dann singt sie in der Chorgemeinschaft in Lindig. Diese Verbindung stammte noch aus ihrer Zeit als Mitarbeiterin in der Tourist-Information im Kahlaer Stadtmuseum in der Margarethenstraße. Sie wurde vom damaligen Kahlaer Kantor Hans-Georg Fischer angesprochen.

Wenn es in der Woche mal etwas ruhiger zugeht, ist Brigitte Horn schon etwas zappelig. „Auch im höheren Alter braucht man seinen Rhythmus. Der Körper gewöhnt sich schnell an bestimmte Abläufe. Wenn dann mal Dinge ausfallen, ist das plötzlich ungewohnt.“

Und dann hat sie sich vor einigen Monaten ein modernes Elektro-Fahrrad zugelegt. „Damit komme ich jetzt problemlos auch den Berg hoch zur Kemenate. Mit einem normalen Fahrrad hätte ich das in meinem Alter kaum noch geschafft. Da hätte ich absteigen und schieben müssen. So macht das Radfahren Spaß. Die Leute staunen, wenn sie mich sehen, wie ich den Berg hinaufsause.“

Karin Spange, die Vorsitzende des Orlamünder Burgvereins, hat nur lobende Worte parat, wenn sie auf Brigitte Roth angesprochen wird. „Sie ist eine ganz Zuverlässige. Immer, wenn sie gebraucht wird, ist sie zur Stelle. Ich kann nichts Negatives über sie erzählen“, sagte Spange.

Und dann erwähnte sie noch eine Fähigkeit von Brigitte Roth, die ganz wichtig sei für ein funktionierendes Vereinsleben. „Unsere Brigitte kann Leute aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis als Helfer ansprechen, die gar nicht Mitglied in unserem Verein sind. Diese Personen sind sehr wichtig für das Vereinsleben in jedem Ort und in jeder Stadt. Sonst würde man so manche Veranstaltung gar nicht stemmen können“, sagte die Vorsitzende.