Jena. Online-Befragung zum Thema „Organisation von Digitalem Lernen während der Corona-Krise aus Elternsicht“.

Eltern von fast 500 Schülerinnen und Schülern aller Jenaer Schulen haben an einer Online-Befragung zum Thema „Organisation von Digitalem Lernen während der Corona-Krise aus Elternsicht“ teilgenommen, die das Dezernat für Familie, Bildung und Soziales der Stadt Jena in Zusammenarbeit mit dem Verein Witelo und der Jenaer Wirtschaftsförderung im April durchführte. Damit seien die Erwartungen für die Teilnahme weit übertroffen worden, teilten die Organisatoren mit.

„Aus unserem Elternnetzwerk haben wir schon kurz nach dem Start des Distanzunterrichts Nachfragen und Rückmeldungen bekommen, wie Schulen diese ungewohnte Situation gestalten“, sagt Christina Walther vom Netzwerk der wissenschaftlich-technischen Lernorte in Jena (Witelo e.V.). In der nicht repräsentativen Befragung konnten die Eltern ihre Einschätzung der Kommunikation mit der Schule, zu den technischen Voraussetzungen, dem Lernprozess und ihrer grundsätzlichen Einstellung zu digitalem Lernen abgeben. In drei weiteren offenen Fragen konnten Eltern benennen, was in der gegenwärtigen Lernsituation ihres Kindes an der Schule gut funktioniert, was dringend von schulischer Seite verbessert werden müsse und welche Tipps sie anderen Eltern zum „Homeschooling“ an die Hand geben würden.

37 Prozent der Befragten eher nicht bis gar nicht zufrieden

Die grundsätzliche Einschätzung der technischen und methodischen Umsetzung des schulischen Lernens in der Krisensituation wurde von den Eltern gemischt bewertet: Insgesamt waren 31 Prozent sehr bis eher zufrieden, 32 Prozent teilweise und 37 Prozent eher nicht bis gar nicht zufrieden. Von großer Unzufriedenheit bis hin zu Antworten wie: „Diese Schule macht das toll!“ war das ganze Spektrum an Einschätzungen vertreten.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern in jedem Fall mehr als sonst, aber auch sehr unterschiedlich belastet sind“, sagt Daniela Drilltzsch, Projektmanagerin bei der Jenaer Wirtschaftsförderung. „Auffallend war, dass die Eltern weniger durch das digitale Lernen als durch ihre Rolle der Lernbegleitung und dem zugehörigen Zeitbudget belastet zu sein scheinen.“ Das decke sich mit den Rückmeldungen zahlreicher Unternehmen, die individuelle Lösungen mit ihren Mitarbeitenden suchen, sagt Drilltzsch. Die Befragten gaben an, dass sie oder ihr Umfeld im Schnitt 1,7 Stunden täglich in die Unterstützung ihrer Kinder beim Lernen investierten. Bei Grundschülern waren es 2,1 Stunden. Zwei Drittel der Eltern wünschten sich mehr Zeit für diese Unterstützung. Zudem gaben 42 Prozent an, dass es keine regelmäßige Lernbegleitung durch das pädagogische Fachpersonal gab. Verbesserungsbedarf von Seiten der Schule sehen die Eltern unter anderem in der Kontrolle der gestellten Aufgaben und einem Feedback zum Lernen, in richtigem Onlineunterricht und in der aktiven und regelmäßigen Kommunikation des Lehrenden mit den Schülerinnen und Schülern.

Austausch fast nur per E-Mail

Die Belastung durch die Einrichtung technischer Voraussetzungen für Digitales Lernen wurde durch die Eltern mit 82 Prozent als gering oder kein Aufwand eingeschätzt. Mit großem Abstand am häufigsten fand die Kommunikation bezüglich Aufgaben und Informationen aus der Schule per E-Mail statt. Dies lässt vermuten, dass Digitales Lernen im Sinne von Lernen in und mit digitalen Formaten bisher wenig eingesetzt wird.

Weitere Ergebnisse:

Die Schüler erledigten im Durchschnitt 3,3 Stunden täglich Aufgaben für die Schule. 60 Prozent der befragten Eltern antwortete, dass diese Zeit zur Erledigung der Aufgaben ausreichend sei.

Drei Viertel der Eltern sagte, dass ihr Kind sehr gut bis zufriedenstellend mit dem Lernen zu Hause während der Krise zurechtkommt; aber ein Viertel kommt weniger gut beziehungsweise schlecht zurecht (Es ist zu vermuten, dass in einer repräsentativen Studie der Anteil an Schüler, die weniger gut zurechtkommen, höher liegt.)