Jena. Linke-Ministerin Birgit Keller hat das Kabinett zum Intercity-Knoten Ostthüringen unterrichtet: Es gibt eine überraschende Bahn-Forderung für den Westbahnhof.

Das Infrastrukturministerium strebt mit der Deutschen Bahn und der Stadt Jena eine Absichtserklärung zur Verbesserung der bestehenden Jenaer Bahnhöfe an. Diese Maßnahmen sollen anstelle des von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) angeregten Intercity-Knotenbahnhofs für Ostthüringen treten.

Das Kabinett soll am Dienstag nach Willen von Linke-Ministerin Birgit Keller den Auftrag für die Absichtserklärung bestätigen, heißt es in der Vorlage. Wie wir schon berichtet hatten, kam der Lenkungskreis zur Auffassung, dass ein Zentralbahnhof in Jena-Burgau nicht die optimale Variante sei, um Jena gut zu erschließen. Die Deutsche Bahn versprach, mit Fernverkehrs­zügen künftig sowohl auf der Strecke von Leipzig nach Nürnberg als auch von Erfurt nach Gera doppelt zu halten – und damit auch an den Bahnhöfen nahe der Innenstadt. Die Verknüpfung der beiden Linien soll im Süden der Stadt erfolgen.

Jena-West, Jena-Paradies und Jena-Göschwitz rücken in Fokus

Die drei bestehenden Bahnhöfe Jena-West, Jena-Paradies und Jena-Göschwitz rücken damit in den Fokus. Am meisten dränge die Zeit wegen der bevorstehenden Elektrifizierung am Westbahnhof, heißt es in der Kabinetts­vorlage. Die Deutsche Bahn fordert „zur Erhöhung der betrieblichen Flexibilität im Fernverkehr“, die Bahnsteige auf 405 Meter zu verlängern. Somit könnten selbst die längsten Fernverkehrszugtypen dort halten. Überraschend kommt die Forderung vor allem deshalb, weil die Deutsche Bahn noch vor wenigen Jahren die Bahnsteige von 300 auf 170 Meter kürzen wollte, nach Einsprüchen das Eisenbahnbundesamt aber entschied, dass sie zumindest 210 Meter lang sein sollen. Laut Kabinettsvorlage ist beabsichtigt, die Bahnsteige in Richtung Norden zu verlängern, so dass leichtes Umsteigen in den Nahverkehr an der Westbahnhofstraße möglich ist.

Erstellung eines Nahverkehrsplanes der Stadt

Die Entwicklung im Südraum von Jena und einem potenziellen Haltepunkt in Burgau bedürfe hingegen einer verkehrs- und stadtplanerischen Untersuchung. Derzeit laufen die Erstellung des Nahverkehrsplanes der Stadt und eine Diplomarbeit an der TU Dresden, die Erkenntnisse fürs weitere Vorgehen liefern sollen. Angedacht ist, ab April 2020 eine Aufgabe für einen Wettbewerb zu formulieren.

Alle Maßnahmen erfordern nach Ansicht das Infrastrukturministeriums eine finanziell untersetzte Absichtserklärung. Den Inhalt solle der Lenkungskreis erarbeiten. Nach einem Einspruch des Finanzministeriums sollen die Maßnahmen im Projekt „IC-Knoten Ostthüringen“ unter dem Vorbehalt der künftig zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel stehen. In die Umsetzung sollen Fördermittel von Land, Bund und Europäischer Union einfließen.