Jena. Ein Kundenguthaben von 1,9 Milliarden Euro ist für die Sparkasse schön und schlimm zugleich. Die Kasse hat ihre vorläufige Jahresbilanz vorgelegt.

So viel Geld hatten die Menschen in der Region noch nie auf der hohen Kante. Das lässt sich aus der Jahresbilanz der Sparkasse Jena-Saale-Holzland entnehmen. Die Kundeneinlagen sind innerhalb eines Jahres von 1,83 Milliarden auf 1,94 Milliarden Euro gestiegen. Der allergrößte Teil dieser Summe entfällt auf die 90.000 privaten Kunden in der Region.

Negativzinsen sind nicht geplant

Für die Sparkasse ist das viele Geld ein Vertrauensbeweis – und ein Problem zugleich. Denn wenn die Bank das Geld ihrer Kunden bei der Europäischen Zentralbank parken würde, müsste sie dafür 0,5 Prozent Zinsen berappen. „Wir wollen unsere Kunden aber weiterhin vor Negativzinsen schützen“, sagte Sparkassenvorstandsvorsitzender Michael Rabich am Freitag. Die Strategien dafür sind vielfältig und schließen moderate Preiserhöhungen bei den Girokonten ein.

Vorstandschef Michael Rabich (von links), Thomas Neupert und Thomas Schütze bilden den Vorstand der Sparkasse Jena-Saale-Holzland.
Vorstandschef Michael Rabich (von links), Thomas Neupert und Thomas Schütze bilden den Vorstand der Sparkasse Jena-Saale-Holzland. © Thomas Beier

Eine Ewigkeitsgarantie dafür, dass für hohe Guthaben nicht eines Tages doch Zinsen gezahlt werden müssen, kann die Sparkasse Jena-SHK nicht geben. Wohl aber würde die Kasse differenzieren, sagt Rabich. Es sei ein Unterschied, ob ein langjähriger Kunde sein Erspartes bei der Sparkasse habe oder ob jemand, der vielleicht gar nicht mal in Jena wohnt, sein Vermögen nur kostengünstig parken wolle.

Gewinn fließt in die Rücklage

Trotz der Zinsbedingungen konnte die Sparkasse wie 2018 ein positives Betriebsergebnis von etwa 2 Millionen Euro erzielen. Das Geld geht nicht an die Träger der Kasse, was die Stadt Jena und der SHK sind, sondern fließt in die Rücklage. Damit erhöht sich das Eigenkapital der Sparkasse. Das ist wichtig, weil ebenso wie die Kundeneinlagen das Kreditvolumen wächst: von 1,14 auf 1,21 Milliarden Euro. „Das ist unser Beitrag zum Wachstum in der Region“, sagt Michael Rabich. Denn die vergebenen Kredite dienen dazu, Wohn- und Geschäftsgebäude zu errichten oder Betriebsmittel anzuschaffen.

Die Region zieht noch weitere Nutzen aus der Sparkasse: Die Spenden- und Sponsoring-Leistung betrug letztes Jahr 600.000 Euro. Zudem zahlte die Sparkasse Gewerbesteuer.

Es bleibt bei elf Beratungsfilialen

Zu der im vergangenen Jahr gemachten Zusage, das Filialnetz in der Region stabil zu halten, steht die Kasse weiterhin. Das Kreditinstitut unterhält insgesamt elf Beratungsfilialen, fünf davon in Jena, die weiteren in Bürgel, Camburg, Eisenberg, Hermsdorf, Kahla und Stadtroda. Auch was die Zahl der Mitarbeiter betrifft, soll es beim jetzigen Niveau bleiben. Die heutigen 345 Mitarbeiter brauche es, um die von Kunden geforderte Qualität zu bieten, sagt Vorstand Thomas Schütze. Um negative Realverzinsung und damit dauerhafte Vermögensverluste zu vermeiden, seien Anlagestrategien nötig, um die Immobilien, Renten und Aktien klug miteinander zu verbinden.

Der digitale Vertrieb wächst. Die Zahl der App-Nutzer ist innerhalb eines Jahres um 3000 auf 13.000 gestiegen. In der „Digitalen Filiale“ sind knapp 20 Mitarbeiter beschäftigt, die im Frühjahr 2020 ein neues Domizil am Camsdorfer Ufer erhalten.

Preisänderung kommt im April

Die Geschäftsentwicklung bei der Sparkasse in Jahren 2014 bis 2019.
Die Geschäftsentwicklung bei der Sparkasse in Jahren 2014 bis 2019. © Aus dem Kurzbericht 2019

Erstmals seit vier Jahren erhöht die Sparkasse im April die Preise ihrer privaten Kontenmodelle. So soll das „Giro Komfort“, bei dem die meisten Dienstleistungen enthalten sind, dann 8,00 statt wie bisher 7,00 Euro monatlich kosten. „Klassik“ verteuert sich von 3,50 Euro auf 4,90 Euro. Die Informationen an die Kunden gehen jetzt raus.

Kreativ ist die Sparkasse in dem Bemühen, das für eine Bank teure Geld auf den Sichtkonten neuen Verwendungen zuzuführen. Neben Wertpapieren und Anleihen geht auch Gold immer besser. So gibt es bei der Sparkasse neuerdings Grußkärtchen mit integriertem Mini-Goldbarren und auch größere Einheiten des Edelmetalls. Der 12,5-Kilogramm-Goldbarren, der gestern beim Vorstand auf dem Tisch lag, war aber nur eine Attrappe.