Die Stadt finanziert das Projekt Covid-Guards - zunächst für drei Monate.

Jena. Es sei ein deutschlandweit einzigartiges Projekt, sagt Jenas Stadtsprecher Kristian Philler. Zwölf Studenten der Ernst-Abbe-Hochschule Jena sind von nun an als sogenannte Covid-Guards in den zwölf Jenaer Pflege- und Seniorenheimen im Einsatz. Jede Einrichtung hat einen festen Guard, der dauerhaft über die kommenden drei Monate als Begleiter, Vermittler, Helfer und Unterstützer den Bewohnern und den Angehörigen zur Seite steht.

Bereits im Frühjahr 2020 habe sich gezeigt, dass man Menschen in den Heimen nicht einfach wegsperren könne, um sie zu schützen, sagt Sabine Trommer, die Leiterin des Teams Hygiene des Jenaer Gesundheitsamts. „Besuche können trotz hoher Inzidenz-Werte möglich gemacht werden, wenn jemand da ist, der dies genau anleitet.“ Der städtische Fachdienst Gesundheit und das Universitätsklinikum Jena (UKJ) haben deshalb das Projekt Covid-Guards ins Leben gerufen.

Keine Kontroll-Sheriffs sondern Unterstützer

Die Studenten konnten sich für einen Einsatz als Guard in den Jenaer Einrichtungen bewerben und wurden dann vom Universitätsklinikum geschult. Professor Frank Kipp, stellvertretender Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ erklärt, dass die Studenten im Präsenzunterricht auf ihren Einsatz vorbereitet wurden. „Die Covid-Guards sind dabei keine Kontroll-Sheriffs, sie sollen den Besuchern viel mehr erklärend zu Seite stehen. Sie haben unter anderem gelernt, was ein Schnelltest genau ist, wie er funktioniert oder welche Unterschiede es bei den Masken-Arten gibt. Aber sie werden weder Tests durchführen noch impfen oder sonstige medizinische oder pflegende Aufgaben übernehmen“, sagt Kipp.

Er ist stolz darauf, dass das Projekt so schnell auf die Beine gestellt werden konnte und man die „Menschen dahin gebracht hat, wo sie gebraucht werden“. Das habe auch mit dem bereits seit dem Jahr 2013 bestehenden Netzwerk „Multiresistente Erreger“ (MRE) zu tun. Das Jenaer MRE-Netzwerk ist eine Anlaufstelle bei Fragen und Problemen im Umgang mit multiresistenten Erregern für Betroffene, deren Angehörige und medizinische Einrichtungen. Der Fachdienst Gesundheit und das UKJ arbeiten in diesem Netzwerk bereits über Jahre zusammen. „So bestanden die Kontakte bereits, wir mussten uns nicht neu zusammenfinden und konnten schnell reagieren“, sagt Kipp.

Covid-Guards werden von der Stadt finanziert

Finanziert werden die Covid-Guards von der Stadt. Auch ein Tablet bekommen die Studenten für ihre Arbeit von der Stadt gestellt. „So können die Guards den Bewohnern helfen, über Videochat mit ihren Enkeln zu kommunizieren“, sagt Kristian Philler.

Die 29-jährige Jana Bintig, die Soziale Arbeit studiert, gehört zu den neuen Covid-Guards. Sie wird von nun an für die etwa 150 Bewohner und deren Angehörige im DRK Pflegeheim Am Kleinertal zuständig sein. Erfahrungen bei der Arbeit mit älteren Menschen konnte sie bereits während eines Praktikums sammeln. „Als ich von den Covid-Guards hörte, fand ich sofort, dass das eine gute Idee ist und habe mich beworben. Ich freue mich auf meine Arbeit mit den Menschen in der Einrichtung“, sagt sie.

Die Situation an den Heimen sei mehr als herausfordernd

Vor allem aber freut sich die Einrichtungsleiterin Carolina Buske. „Das Erklären ist für viele Bewohner eine ganz wichtige Sache“, sagt sie. „Viele verstehen sonst gar nicht, weshalb sie jetzt keinen Besuch bekommen können.“ Einige Angehörige fühlten sich auch gegängelt. Deshalb sei Information und die Besucherorganisation sehr wichtig und jeder der 75 Mitarbeiter sei sehr froh über die Unterstützung, die nun komme.

Unter der Belegschaft habe es bereits positiv getestete Mitarbeiter gegeben. „Wenn dann aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen ein Drittel der Mitarbeiter ausfällt, dann ist das eine mehr als herausfordernde Situation“, sagt Carolina Buske. Nur die Bereitschaft der verbliebenen Kollegen zusätzliche Dienste zu übernehmen, mache ein Funktionieren möglich. Unter den Bewohnern gab es bisher im Pflegeheim Am Kleinertal noch keinen Covid-19-Fall. Das darauf von den Gesprächspartnern geäußerte „toi, toi, toi“ jedoch lehnte Carolina Buske ab: „Das hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit Können“, sagt sie.