Jena. Werner Drescher ist im Alter von 78 Jahren in Jena verstorben

Werner Drescher galt als großer Freund der Eisenbahn, er erwarb sich Verdienste um das Thüringer Berufsschulwesen und war 16 Jahre Direktor der Paradiesschule. Am 23. Juni ist er im Alter von 78 Jahren verstorben.

Die Nachricht von seinem Tod erreichte viele seiner Freunde verspätet. Die Familie nimmt von Werner Drescher im kleinen Kreis Abschied. Ihrer Trauer schließen sich Menschen an, die ihn im Modelleisenbahnklub Jena und im Kreis der Eisenbahnfreunde sehr geschätzt haben.

Werner Dreschers Elternhaus stand in Berlin. Er erlernte den Beruf eines Mechanikers und machte später die Technikerausbildung an der Abendschule. Wegen kirchlicher Bindungen war für ihn das Abitur auf dem direkten Wege nicht möglich. Er arbeitete zunächst in Guben. Später nahm er ein Pädagogikstudium auf, das ihn nach Jena führte, denn Zeiss suchte händeringend Lehrer in der Berufsausbildung.

1975 kam er zur Paradiesschule, einer Berufsschule, in der für Handel und Gastronomie ausgebildet wurde. Als ihn Kollegen zur Wendezeit ansprachen, ob er nicht Direktor werden wollte, lehnte er zunächst ab. Er hatte ja schon einen Lehrerverband für kaufmännische Berufe gegründet und wollte diese Funktion nicht aufgeben. Später übernahm er das Amt doch – bis 2008, als er in Ruhestand ging. Seiner Schule blieb er verbunden und engagierte sich mit, ihr den Standort in der Paradiesstraße zu erhalten.

Im Ruhestand fuhr Werner Drescher mehr Eisenbahn als je zuvor. Er reiste zeitweise als Fahrgastbefrager durchs Land und war international auf Achse. Die Saalbahn und die Weimar-Geraer-Bahn waren seine Heimatstrecken. Ihnen widmete er große Bücher. Beide Bahnstrecken waren jahrzehntelang Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region. Ihren Bedeutungsverlust bis hin zur Abkopplung vom Fernverkehr begleitete er seit den 90er Jahren kritisch und fachkundig.

Werner Drescher war 15 Jahre lang ein energischer Vorsitzender des Jenaer Nahverkehrsbeirates. Die Straßenbahn lag ihm ebenso am Herzen. Schon zu DDR-Zeiten half er mit, den Triebwagen Nr. 26 für museale Zwecke nach Jena zu holen. Einen Teil seines Eisenbahnbildarchivs überließ er schon zu Lebzeiten dem Stadtarchiv.

Werner Drescher verbrachte die letzte Lebensphase krankheitsbedingt in einem Heim, so dass seine Eisenbahnfreunde ihn aufgrund der Corona-Auflagen nicht mehr besuchen konnten. Ihnen bleibt die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse entlang von Schienenwegen und das Gedenken an eine Jenaer Persönlichkeit, deren Herz stets für die Eisenbahn schlug.