Eisenberg. Am Freitag wurde nach mehreren Anläufen endlich der Freundeskreis „Schlosspark Friedrichstanneck“ gegründet. Was der Vorstand als erstes umsetzen will.

Für die Wahl eines öffentlichkeitswirksamen, um das Wohl des Ensembles Friedrichstanneck in Eisenberg bemühten Gremiums gab es in der Vergangenheit mehrere Anläufe. Unter anderem habe man auf grünes Licht der Finanzbehörde warten müssen, bevor – nach vier Satzungsänderungen – Fahrt aufgenommen werden durfte. Die erste Hürde ist nun genommen – am 1. März wurden im Hotel und Restaurant „Friedrichstanneck“ der Freundeskreis „Schlosspark Friedrichstanneck“ gegründet und ein dreiköpfiger Vorstand gewählt.

Der Gastraum quillt förmlich über an diesem Freitagabend, an dem die Gründung des Vereins zur Rettung von Schlosstanneck auf der Tagesordnung steht. Gut 40 Interessierte sind erschienen. Im Restaurant müssen Tische beiseite gerückt und Stühle hinzugeholt werden. Der Weg hinauf zum Hotel steht voller Autos, einige Interessierte sind zu Fuß gekommen.

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Rico Walter, den man unter anderem von seinem Einsatz für die hiesige Gartenanlage „Am Kieshügel“ kennt, hat die Versammlungsleitung übernommen. Ob er auch Mitglied im künftigen Verein werde? „Selbstverständlich. Alles andere wäre feige“, erwidert er gut gelaunt.

Förderverein will Mittel für Teepavillon und Turm beantragen

Laut Satzung besteht der Vereinszweck „in der Förderung, Entwicklung und Rekonstruktion des unter Denkmalschutz gestellten Schlossparks inklusive seiner baulichen Zierarchitektur aus Teepavillon, Schroedelturm und Parkmauer. Hierfür möchte der Förderverein Mittel akquirieren sowie Fördermaßnahmen, Projekte und Veranstaltungen initiieren“, die den Zweck verwirklichen. Außerdem wolle er beim Aufbau einer wissenschaftlichen Dokumentation mitwirken, „die den Originalzustand der Denkmalsubstanz des Schlossparks Friedrichstanneck zeigt, damit dieser rekonstruiert werden kann“.

Ansicht des Schlossparks Friedrichstanneck, fotografiert im Mai 2022. Der Förderverein will sich nun des kulturhistorischen Erbes annehmen.  
Ansicht des Schlossparks Friedrichstanneck, fotografiert im Mai 2022. Der Förderverein will sich nun des kulturhistorischen Erbes annehmen.   © Stefan Bergner | Stefan Bergner

Als die Formalitäten abgearbeitet sind, erklären vierzehn Besucher der Gründungsversammlung ihre Mitgliedschaft via Unterschrift. Zur Vereinsvorsitzenden wird Anja Polten, zum Stellvertreter Tobias Franke gewählt. Schatzmeister wird Paul Matthes. „Wenn ich aus den Fenstern meiner Wohnung sehe, habe ich das Elend des Parks täglich vor Augen“, sagt Polten. Seit mehr als 20 Jahren versuche sie, für das Viertel etwas anzuschieben. „Für eine Kreisstadt ist es unwürdig, solch ein Ortsbild zu zeigen.“ Jetzt sehe sie Chancen, über Fördergelder etwas zu bewirken und öffentlich stärker in Erscheinung zu treten, um damit letztlich einen Mehrwert für die Bevölkerung zu schaffen.

Im Fokus erster Bemühungen um den Schlosspark stehe das Teehäuschen, das nach Meinung des neuen Vorstandes keinen Winter mehr überstehe. Dafür wolle der Verein Fördergelder beantragen. An zweiter Stelle stünden Überlegungen, wie man den Schroedelturm zukünftig nutzen könne. „Das wird wohl nie wieder ein Aussichtsturm werden. Wo soll man auch hingucken?“, fragt Polten, die zukünftig wieder Mitglied des Stadtrats von Eisenberg sein will.

Gefahr im Verzug

Sorgen bereite laut Tobias Franke auch eine Glocke, die aus ihrem Stuhl zu fallen drohe. Hier sei Gefahr im Verzug. Bei allen Bemühungen wisse der Förderverein um die Unterstützung von Uwe Hofmann, Geschäftsführer der Eisenberger Wohnungsgesellschaft. Die Gesellschaft ist Besitzerin des Anwesens, eine Erbengemeinschaft um die Familie Kühn von Burgsdorff hat noch Wohnrecht.

Hilfe verspreche sich der Verein auch von der Stadt Eisenberg. Deren Vertreter, Bürgermeister Michael Kieslich, ist zur Gründungsversammlung erschienen. „Ich freue mich über die Vereinsgründung. Die Stadt wird hier unterstützen mit dem Ziel, das Areal zu retten.“ Kieslich zeigt sich zuversichtlich, warnt aber vor Alleingängen. „Wenn wir etwas bewirken wollen, geht das nur gemeinsam.“

Aus der Chronik

Tanneck war ein kleines Dorf westlich vom damaligen Eisenberg. Dort gab es im 16. Jahrhundert ein Vorwerk. Die erste Erwähnung als Rittergut stammt von 1542. Das Anwesen wechselte mehrfach die Besitzer. 1731 erteilte Herzog Friedrich II. die Erlaubnis, den Ort Friedrichstanneck zu nennen.

1899 erwarb der Hallenser Verleger Hermann Ludwig von Schroedel-Siemau das Anwesen. Er ließ den Gebäudetrakt mit Saal anbauen, den barocken Schlosspark herrichten und das Teehaus aufwerten. Durch Heirat ging der Besitz über die Tochter des Verlegers an Hans von Burgsdorff, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg weigerte, das Schloss zu verlassen. Er kam in Lagerhaft, die Familie blieb in Eisenberg. Nach Burgsdorff Tod emigrierte die Familie nach Westdeutschland.

1949 wurden die Schlossbesitzer von Burgsdorff enteignet, der Besitz ging an die damalige kommunale Wohnungsgesellschaft in Eisenberg über.

1953 zog ein Kreisheimatmuseum ein, später kamen Gesellschaft für Sport und Technik (GST), Jugendklub und Kindergarten hinzu. 1980 wurde das Museum geschlossen. Daraufhin verwilderten die Außenanlagen, Kunstwerke wurden gestohlen.

Schlosspark und Teehäuschen waren früher Ausflugsziele der Eisenberger Bevölkerung. Leerstand und Vandalismus brachten das Areal im Besitz der Eisenberger Wohnungsgesellschaft (EWG) in einen ruinösen Zustand. 2020 wurden Schloss und Park von der EWG mit einem Bauzaun notgesichert.

Vermutlich muss der einsturzgefährdete Schlossbau abgerissen werden, der neue Förderverein will sich um die Instandsetzung der denkmalgeschützten Parkanlage und des Teehäuschens als Rest zweier Lusthäuschen bemühen. Umgeben ist das Anwesen von den Resten eines circa 6000 Quadratmeter großen Schlossparks. Quelle: Wikipedia