Stadtroda. Saale-Holzland: Musikschule Fröhlich wurde zwar nur einmal 30, feierte aber zweimal im Saal des Schützenhauses. Weshalb die Party einfach mega war.

Man wird zwar nur einmal 30, doch was hindert daran, zweimal zu feiern? So richtig mit mega Party und Gästen. Aber bitte dreistellig. Die Musikschule Fröhlich unter Leitung von Elke Helbig packte die Gelegenheit beim Schopf und stellte zwei Gala-Veranstaltungen innerhalb des Jubiläumsjahres – März 2023 bis März 2024 – auf die Beine. Da reichte der Saal des Schützenhauses in Stadtroda gerade so aus.

„Akkordeon trifft Rockmusik“ lautete das Thema am Samstag. Helbig wusste lange nicht, was konkret sie dirigieren würde, hatte sie Wochen vor der Veranstaltung verraten. Doch sie ließ sich voller Vertrauen in ihr Orchester auf den neuen Weg ein. Dafür dankten ihr die Musiker nach dem Abendkonzert im Scheinwerferlicht.

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Auf dem Gelände des Schützenhauses ist am Veranstaltungssamstag nur schwer ein Parkplatz zu finden. Johann Waschnewski, der heute den Landrat vertreten wird, gehört zu den Glücklichen. „Das wird bestimmt ein schönes Konzert“, sagt er voller Vorfreude. „Ich war vor sechs oder sieben Jahren das letzte Mal da.“

Verdattert sieht man Elke Helbig selten. Doch heute ist dieser Zustand erreicht, als sie kurz vor Konzertbeginn ihren Blick über die Sitzreihen im Zuschauerraum schweifen lässt. Freiwillige Helfer schleppen zusätzliche Stühle heran. „Das hatten wir noch nie“, sagt sie beinahe ungläubig. Bereits am Nachmittag, als die Anfänger spielten, sei im Saal kein Apfel mehr zur Erde gefallen.

Sparkasse stiftet 700 Euro

Unter den Gästen sind nicht nur Eltern, Großeltern und Fans der Musikerinnen und Musiker, sondern viele Kollegen aus anderen Musikschulen, Lehrer, Horterzieher, Amtspersonen und eine Vertreterin der Sparkasse, die einen Scheck über 700 Euro überreicht. Einen Teil des Geldes will der Förderverein der Musikschule in die jährlichen Probenlager investieren.

„Am 7. März 1993 habe ich den Vertrag bei Dieter Fröhlich unterschrieben“, lässt Elke Helbig das Publikum später an Erinnerungen teilhaben. „Was der Mensch mit Fleiß erreichen kann, haben wir schon oft unter Beweis gestellt. Wir sind immer bereit, Stadtroda zu repräsentieren.“

Die Akkordeon-Spatzen brillierten als Vorband der Accordion-Effects.
Die Akkordeon-Spatzen brillierten als Vorband der Accordion-Effects. © Funke Medien Thüringen | Jana Scheiding

Genug der Worte. Schließlich soll heute Abend musiziert werden, dass die Fetzen fliegen. Und so kommt es. Die Akkordeon-Spatzen eröffnen mit „Kalinka“, das im Publikum jeder zumindest mitsummen kann. Bei „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sieht man einigen Gästen an, dass sie am liebsten tanzen würden. Entsprechend laut ist der Jubel nach dem letzten Ton. Eine bessere Vorband zum Anheizen des Publikums als den eigenen Nachwuchs kann es kaum geben.

Fliegender Wechsel zu 45 Accordion Effects, die nach dem Klassikteil als Rockester auftreten. Entsprechend gestaltet sich der Wechsel von Paillettenkleid und weißem Hemd zum Rockeroutfit. Zu Musik von „Das Boot“ werden alle Effects mit Namen vorgestellt, bevor sie sich zu ihren Plätzen und an die Instrumente begeben. Im Intro „Run, Boy, Run“ kann man schon von musikalischer Brillanz sprechen. Zum ersten Mal gibt es neben dem Hörgenuss auf einer großen Beamerleinwand auf der Bühne bewegte Bilder zu sehen.

Bach hätte Konzert gefallen

So wie die Effects „Toccata und Fuge“ interpretieren, hat man das noch nie gehört – sämtliche Titel arrangierten die Musiker in weniger als einem halben Jahr selbst. Komponist Johann Sebastian Bach hätte sich bei den jungen Leuten aus der Zukunft vermutlich Anregungen geholt. Weitere Knaller im Programm: Schwanensee, Queen, Falco und Rammstein inklusive Feuershow.

Und weil ohne Gründer Dieter Fröhlich nichts von alledem hätte geschehen können, widmet Elke Helbig dem am 8. Oktober 2023 Verstorbenen eine kleine Hommage: „Danke für Wissen, Inspiration und Güte über all die Jahre“. Gleichzeitig wird der neue Mann an der Fröhlich-Spitze, Rüdiger Dönges, herzlich begrüßt und auf die Zukunft mit den „verrückten“ Stadtrodaern eingestimmt.

Obwohl der Abend inklusive halbstündiger Pause lang war, ließ sich das Publikum nicht sang- und klanglos nach Hause schicken, sondern forderte lautstark Zugaben ein. Ob die Gala ein Erfolg gewesen sei? „Das war das fetteste Konzert, das wir je gespielt haben“, jubelt Philipp März, neben Sebastian Helbig einer der Macher im Orchester. Das Fazit aus dieser Veranstaltung: Besser können die Leute im Fernsehen das auch nicht.

Gala-Facts:

5 Computer vor und hinter der Bühne; 9 Programme zur Steuerung von Kamera, Video, Ton und Licht; 350 Meter Netzwerkkabel; 8 Kameras; 28 Kanäle am Mischpult für optimalen Ton; 197 gemischte Videodateien; 26 Scheinwerfer, die auf jede einzelne Farbe und Bewegung programmiert werden mussten; 100 Meter Strom- und 60 Meter Mikrofonkabel; 4800 Kilo Gewicht für das Gesamtequipment; 100 zusätzliche Stühle; 35 Melodika-Kinder und 30 Akkordeon-Anfänger am Nachmittag; 25 Akkordeon-Spatzen und 45 Accordion Effects am Abend