Beulbar/Ilmsdorf/Gerega. In Ilmsdorf wird am 1. Mai zum Maibaumsetzen eingeladen. Erinnerungen an 85 Jahre Setzen in den BIG-Dörfern.

„Bei uns kann jeder, der will, gerne mitmachen“, sagt Steffen Haase, der Ortsteilbürgermeister der BIG-Dörfer Beulbar, Ilmsdorf und Gerega mit Blick auf das bevorstehende Maibaumsetzen in Ilmsdorf. Zum 85. Mal wird das Maibaumsetzen in diesem Jahr traditionell am 1. Mai gefeiert. Eine Besonderheit: Wer beim Setzen tatkräftig mit anpacken möchte, könne die Setzer vor Ort einfach ansprechen.

Ilmsdorf im Saale-Holzland: Der Maibaum wird per Hand mit der Schrotsäge gefällt

Am 30. April laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, unter anderem wird das Zelt aufgebaut. Am Mittwoch, 1. Mai, treffen sich am Morgen die Maibaumsetzer zum Einholen des Baumes. Dieser werde frisch geschlagen und anschließend mit dem Traktor aus dem Wald transportiert, erklärt Steffen Haase. Besonders wichtig: Der Baum wird per Hand mit der Schrotsäge gefällt. „Das ist eine wichtige Tradition, damit die Jugend sieht, wie früher Holz gemacht wurde“.

Eines der ersten Maibaumsetzen in Beulbar.
Eines der ersten Maibaumsetzen in Beulbar. © Familie Voigt | Familie Voigt

Zurück in Ilmsdorf wird der Baum für das Setzen vorbereitet. Zudem wird parallel der alte Maibaum ausgegraben und umgelegt. Auch hier geschieht alles in Handarbeit. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit allen Helfern, beginnt ab 14 Uhr das Setzen. Für die Ohren gibt es Blasmusik vom Musikverein Tautenhain, für den Magen reichlich hausgebackenen Kuchen aus den Küchen der BIG-Dörfer in der Kaffeestube. Auch der Rost brennt, kühles Bier wird ausgeschenkt und es gibt Eis, eine Hüpfburg, Kinderschminken und vieles mehr. „Zum Schluss wird der alte Maibaum versteigert“, sagt Steffen Haase.

Im Jahr 1959 wurde der Baum zum letzten Mal aus dem Wald getragen.
Im Jahr 1959 wurde der Baum zum letzten Mal aus dem Wald getragen. © Familie Voigt | Familie Voigt

85 Jahre Maibaumsetzen in den BIG-Dörfern: Der 1. Mai ist feste Tradition

Seit mittlerweile 85 Jahren besteht in den BIG-Dörfern die Tradition des Maibaumsetzens. Von den Anfängen weiß Winfried Voigt zu berichten. „1939 hat es begonnen, dann war eine Pause wegen dem Krieg“, erzählt Winfried Voigt. Der erste Baum sei in Beulbar gesetzt worden. Also genau dort, wo sich heute der Spielplatz befindet. Auch sei das Maibaumsetzen früher immer in einem anderen Dorf veranstaltet worden, ähnlich wie heute der Weihnachtsmarkt, der in jedem Jahr in einem anderen Dorf ausgerichtet wird. „Aber der Boden in Gerega war zum Beispiel schlecht und nicht geeignet“, weiß Winfried Voigt. Geeinigt habe man sich schließlich auf Ilmsdorf, unter anderem wegen dem Gasthaus und den guten Bedingungen.

Auch an der Gaststätte in Ilmsdorf, dem ehemaligen Ferienlager, wurde der Maibaum einst gesetzt. Das Bild zeigt das Jahr 1964 oder 1965.
Auch an der Gaststätte in Ilmsdorf, dem ehemaligen Ferienlager, wurde der Maibaum einst gesetzt. Das Bild zeigt das Jahr 1964 oder 1965. © Familie Voigt | Familie Voigt

Auch an ihrem Termin, dem 1. Mai, haben die Einwohner von Beulbar, Ilmsdorf und Gerega immer festgehalten. „Die Leute haben sich darauf eingerichtet“, sagt Voigt. Anfang der 60er und 70er-Jahre habe es relativ viel Zuspruch gegeben. „Wir hatten immer Roster“, erklärt Voigt. Zu DDR-Zeiten sei dies ein großer Vorteil gewesen. Da einige Fleischer aus dem benachbarten Jena vor Ort ihre Wochenend-Bungalows hatten, habe man stets gute Kontakte gehabt. Bis zum Jahr 1959 wurde der Baum noch geschultert und aus dem Wald getragen, danach half Technik bei diesem Arbeitsschritt, da zu wenig Leute da waren, um beim Tragen helfen zu können. Grund für den Personalmangel sei die Teilnahme an den Mai-Demonstrationen gewesen, die in der DDR Pflicht waren.

Das Maibaumsetzen in Ilmsdorf im Jahr 1975. Auch heute noch wird der Baum an dieser Stelle gesetzt.
Das Maibaumsetzen in Ilmsdorf im Jahr 1975. Auch heute noch wird der Baum an dieser Stelle gesetzt. © Familie Voigt | Familie Voigt

Auch der freie Eintritt sei den Veranstaltern von Anfang an wichtig gewesen. „Die Kinder bekamen eine Roster umsonst“, weiß Voigt. Diese Tradition gebe es auch heute noch, wirft Steffen Haase ein. Noch immer würden die Kinder aus den Orten ihre Marke für Eis und Rostbratwurst bekommen.

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