Pößneck/Schleiz. Unser Autor über einen kurzen, aber aufschlussreichen Samstag bei einer Partei, die angeblich nichts zu verstecken hat

Die Transparenzoffensive der AfD im Saale-Orla-Kreis dauerte an ihrem langen Versammlungssamstag in Seubtendorf genau sechs Minuten. Dann hieß es „Ausschluss der Presse“. Begründet wurde der Antrag nicht, eine Diskussion darüber ebenso wenig eröffnet. Die Partei, die nichts zu verstecken haben und alternativ sein will, schmort im Zweifel doch lieber im eigenen Saft, hierbei gnadenlos geheimniskrämerische Praktiken der einen oder anderen so verhassten „Altpartei“ kopierend.

Die sechs Minuten waren dennoch aufschlussreich. Wurde der Landtagsabgeordnete und nun auch Landtagskandidat Uwe Thrum von Brunhilde Nauer, der Chefin des AfD-Kreisverbandes Süd-Ost-Thüringen, noch überschwänglich für seinen letztlich erfolglosen Landratswahlkampf gelobt, merkte der Sonneberger Parteifunktionsträger Andreas Groß als Sitzungsleiter nach „schönen Grüßen“ vom dortigen AfD-Landrat Robert Sesselmann an, dass es dieser trotz schlechterer Karten als Thrum geschafft habe.

Einheimische fragen sich durchaus, wie sich die AfD das gedacht hat

Auch wenn er von seinen Getreuen als Lichtgestalt gefeiert wird, wissen die kühl rechnenden parteiinternen Machtarchitekten durchaus, dass Thrum bei einem möglicherweise signalgebenden Urnengang zu Beginn des Superwahljahres 2024 einen 5000-Stimmen-Vorsprung verspielt und mit mehr als 2000 Stimmen Abstand verloren hat.

Marius Koity ist Redakteur in Pößneck und OTZ-Redaktionsleiter für den Saale-Orla-Kreis.
Marius Koity ist Redakteur in Pößneck und OTZ-Redaktionsleiter für den Saale-Orla-Kreis. © Zentrale | Peter Cissek

Bemerkenswert ist auch, wie Thrum auf Nachfrage dieser Zeitung die programmatischen „Remigrations“-Thesen des AfD-Europa-Spitzenkandidaten Maximilian Krah kleinredete. Ich werde sicher nicht der letzte sein, der ihn danach fragt. Denn Einheimische in Betrieben des Saale-Orla-Kreises, die auf Polen, Rumänen oder Tschechen angewiesen sind, fragen sich durchaus, wie sich die AfD das mit den „prognostisch über 25 Millionen Menschen“ gedacht hat und was denn aus ihren eigenen Arbeitsplätzen wird, wenn die notwendigen Ausländer politisch weggeekelt sind.