Oberpöllnitz. Matthias Schumann führt Landhotel und Reiterhof in Triptis ohne Sorge um Fachkräfte. Sein Geheimnis? Er stellt sich auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter ein.

In das Klagelied über den Fachkräftemangel insbesondere in der Gastronomie und Hotellerie will Matthias Schumann, Inhaber des Landhotel & Reiterhof Schumann im Triptiser Ortsteil Oberpöllnitz, nicht einstimmen. Zwar wächst auch im Saale-Orla-Kreis gutes Personal nicht auf den Bäumen. Doch das Entscheidende aus Sicht des erfahrenen Hotelbetreibers ist, dass sich der Chef auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Mitarbeiter einstellt, um sie zu halten. „Deshalb habe ich voriges Jahr sogar zwei Vertreter der Generation Z einstellen können“, sagt Schumann mit Blick darauf, dass den nach 1997 Geborenen nachgesagt wird, ihre Prioritäten auf Freizeit und Familie statt auf den Job zu legen.

In seinem Betrieb sei es beispielsweise Gesetz, dass jeder Beschäftigte ein volles Wochenende im Monat frei hat, sagt Matthias Schumann, der selbst in siebter Generation Gastwirt ist. Zwar gibt es Fest- und Feiertage wie jüngst zu Weihnachten, an denen das Hotel voll belegt ist und zu Mittag jeweils 330 Gäste à la carte verköstigt werden, so dass die gesamte Belegschaft an Bord sein muss. Doch das sind eben die Spitzen, die nicht ganzjährig anhalten. Gleichwohl haben das Hotel wie auch die Gaststätte an 365 Tagen im Jahr geöffnet.

Neben der Arbeit genügend Zeit für familiäre Verpflichtungen

Reitlehrerin Jenny Körtge - hier mit Frodo - bietet auf dem Reiter- und Ferienhof „Storchennest“ in Oberpöllnitz Reitunterricht für Kinder und Erwachsene an. Den Reiterhof hat Inhaber Matthias Schumann vor einigen Jahren erworben, weil er niemanden fand, der Kutschfahrten für seine Hotelgäste anbietet.
Reitlehrerin Jenny Körtge - hier mit Frodo - bietet auf dem Reiter- und Ferienhof „Storchennest“ in Oberpöllnitz Reitunterricht für Kinder und Erwachsene an. Den Reiterhof hat Inhaber Matthias Schumann vor einigen Jahren erworben, weil er niemanden fand, der Kutschfahrten für seine Hotelgäste anbietet. © Peter Michaelis

Ein gewisser Vorteil für Schumann ist es, dass zu seiner mehr als 20-köpfigen und durchweg fest angestellten Belegschaft gleich fünf Familienmitglieder zählen: Ehefrau Jutta, die Söhne Christian und Tobias und die beiden Schwiegertöchter. Alle zögen an einem Strang, allen liege am Herzen, dass der Familienbetrieb floriert und sich die Gäste wohlfühlen. Gleichwohl müsse gerade auch den jungen Leuten nebenher genügend Zeit für ihre familiären Verpflichtungen bleiben, beschreibt Schumann die Gratwanderung, die die Einbindung von Familienmitgliedern letztlich immer auch bedeutet. Gerade erst haben die Schwiegertöchter die Enkelkinder Numero vier und fünf auf die Welt gebracht und fallen deshalb eine Weile im Unternehmen aus.

Matthias Schumann selbst ist damit großgeworden, sich rund um die Uhr in den Dienst der Gäste zu stellen. Der gelernte Koch bezeichnet sich daher bescheiden als „ersten Diener“ seines Hauses: Er hält zwar die Fäden in der Hand und ist nahezu rund um die Uhr in seinem Büro direkt hinter der Rezeption anzutreffen, sich aber auch für keine andere Arbeit zu schade. Und außerdem immer darauf bedacht, das Angebot zu verbessern und fortzuentwickeln. Auf diese Weise kam er letztlich auch zu seinem Reiterhof, in dem heute etwa 30 eigene Pferde stehen: „Ich wollte Kutschfahrten für unsere Gäste anbieten, fand aber niemanden, der das auf Lohnbasis übernimmt. Also habe ich zwei Pferde und eine Kutsche gekauft und die Gäste selbst kutschiert“, erzählt der Ostthüringer.

Nachfrage nach gut ausgestatteten Ferienwohnungen steigt

Später habe er dann rund 500 Meter vom Landhotel entfernt einen Bauernhof gekauft und ihn zum Reiter- und Ferienhof „Storchennest“ ausgebaut. Pro Jahr nehmen dort circa 450 Kinder an den Reiterferien teil, allein in den Sommerferien 2019 waren es 52. Im Landhotel „Zur goldenen Aue“ baut Schumann derweil nach und nach Zimmer zu Ferienwohnungen um, weil die Ansprüche der Gäste gestiegen sind und die Nachfrage nach gut ausgestatteten Ferienwohnungen für den Familienurlaub stetig wächst.

Matthias Schumann selbst gönnt sich indes nur selten Ferien: „Ich darf schließlich“, sagt er lachend, „dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.“